: Ein tödlicher Doppelagent
■ Affäre um CIA-KGB-Spion Ames zieht in den USA Kreise
Washington (AP/AFP) – Der amerikanische Topspion Aldrich Hazen Ames hat nach Informationen der New York Times mindestens zehn für die CIA arbeitende Agenten ihren sowjetischen Gegnern ausgeliefert. Die Zeitung berichtete gestern, daß US-Spione in der sowjetischen Botschaft in Washington sowie ein Doppelagent in Moskau mit Ames' Hilfe enttarnt und später hingerichtet worden seien. Ames soll seit 1985 Informationen über den CIA an die Sowjetunion und später an Rußland verkauft haben. Er war von 1983 bis 1985 Leiter der für die Sowjetunion zuständigen Abteilung der US-Spionageabwehr.
US-Präsident Bill Clinton erklärte indessen, er wolle an der Unterstützung für den russischen Präsidenten Boris Jelzin und seine Reformen festhalten. Clinton sagte am Mittwoch in Washington, der Spionagefall im US-Geheimdienst sei zwar außerordentlich schwerwiegend, ein drastischer Kurswechsel komme deswegen aber nicht in Frage. Er verteidigte die US-Hilfe mit dem Hinweis, der größte Teil der Millionenzahlungen gehe an Privatunternehmen. Was direkt an die russische Regierung ginge, werde größtenteils für die Verschrottung von Atomraketen verwendet. In Moskau meldete die Nachrichtenagentur Itar-Tass gestern, eine hochrangige Delegation des US-Geheimdienstes CIA werde in Kürze erwartet.
Weitere Klarheit über den Schaden, den der Doppelagent mit seiner Spionagetätigkeit angerichtet hat, erhoffen sich die Behörden von der Befragung seiner Frau. Sie arbeite mit den Behörden zusammen, hieß es in Washington.
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