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Archiv-Artikel

Ein peinliches Werk

betr.: „Spurlos im Sand“, taz vom 10. 10. 06

Viele Jahre habe ich als weißer Farmer in Namibia gelebt. Man muss schon blind sein oder Interesse an Propaganda für die kleinste radikale Minderheit der Nachfahren deutscher Eindringlinge in dieses herrliche Land haben, wenn man einen so einseitigen Film produziert. Hat der Autor sich keine Gedanken darüber gemacht, warum bei einer Schultheateraufführung in Swakopmund weiße Kinder sich ihre Gesichter schwarz anmalen, um Namibier zu spielen, obwohl die absolute Mehrheit der Kinder draußen vor der Schule schwarz ist?

In Lüderitz ist der naive Herr von Lojewksi offenbar gedankenlos am „Männer-Turnverein“ vorbeigeschlendert, in dem sich heute noch Nazis treffen. Die Existenz des menschenverachtenden KZs, das die deutschen Kolonisten in dieser Stadt eingerichtet hatten, verschweigt er wohlweislich. Über das heute noch von deutschstämmigen Farmern gesetzeswidrig praktizierte System der Lohnsklaverei für Landarbeiter hat er sich möglicherweise bewusst nicht informiert. Ein peinliches Werk, das sich aber leider nur einreiht in die übrigen deutschen Filmberichte über Namibia.

ULF G. STUBERGER, Marxzell