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■ Gene HackmanEin harter Bursche mit viel Selbstironie

Gene Hackman Foto: Verleih

In Clint Eastwoods Western „Unforgiven“ sieht man ihn in einer seiner ersten Szenen im Unterhemd auf einer Leiter stehen, an seinem Haus herumhämmern und davon schwärmen, wie er in Zukunft mit der Pfeife im Mund auf der Veranda sitzen und den Sonnenuntergang betrachten wird. Wenig später wird er prügeln, demütigen und töten; gemeiner noch als die Killer, die „seine“ Stadt heimsuchen.

Diese Mischung aus hemdsärmeliger Jovialität und brutaler Härte charakterisiert viele der Rollen, die Hackman im Laufe einer nunmehr 35jährigen Filmkarriere verkörperte. Mit seinem bulligen Aussehen und der beginnenden Glatze nicht gerade zum klassischen Liebhabertyp prädestiniert, reüssierte Hackman lange Jahre lediglich als Nebendarsteller in Charakterrollen. Erst mit dem Rauschgiftfahnder „Popeye“ Doyle in „The French Connection“ konnte sich der damals bereits 40jährige Schauspieler in die erste Garde der amerikanischen Stars katapultieren. „The French Connection“ setzt ganz auf Hackmans physische Präsenz: Man sieht ihn rennen, schnaufen und schwitzen – selten zuvor hatte jemand einen derartig hartnäckigen und verbissenen Polizisten auf die Leinwand gebracht. Sein Lohn war der Gewinn des Academy Awards als bester Schauspieler des Jahres 1971. Zwar hat Hackman in den folgenden Jahren die Gefahr des Type-Casting weitgehend vermieden und sich auch nie auf ein bestimmtes Filmgenre festlegen lassen, doch das Image des rauhen und dickköpfigen Cops blieb an ihm haften.

So geriet denn auch die Rolle des FBI-Agenten in Alan Parkers „Mississippi Burning“, für die er 1989 mit dem Silbernen Bären der Berlinale ausgezeichnet wurde, zu einem seiner größten persönlichen Erfolge. Hackman war jedoch auch stets in der Lage, sein Image als harter Bursche zu parodieren: Mit Freude am Chargieren rekelt er sich als ebenso schlitzohriger wie feiger Oberbösewicht Lex Luthor in „SupermanII“ im Präsidentensessel des Weißen Hauses, legt die Füße auf den Schreibtisch und verlangt mit unnachahmlichem Grinsen das „schöne Wassergrundstück“ Australien als Lohn seiner Mühen. Hackman bewahrt sich selbst in seinen schlechtesten Filmen die Fähigkeit – wie kürzlich „The Quick and the Dead“, wo er als schurkischer Sheriff der Lichtblick war –, eine Eindimensionalität seiner Charaktere zu vermeiden. Lars Penning

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