: Ein eigenes Licht
■ Keith Secolas politischer Schamanismus
Wer letztes Jahr ins Knust pilgerte, um die Songs eines in Europa beinahe unbekannten Songwriters mit Namen Keith Secola zu entdecken, erlebte erst einmal eine bizarre Überraschung. Denn statt mit den Rhythm'n'Blues-Songs seiner nur hierzulande erschienenen Compilation älterer Songs Circle aufzuwarten, unterwies Secola das Publikum immer wieder in die weitläufigen Grooves der Musik der Native Americans. Das Stammesmitglied der Anishinabe improvisierte gemeinsam mit dem Percussionisten Moontie Singuah über Beats und Harmonien indianischer Volks- und Ritualmusik.
Das Ergebnis dieser Session ist nun auf der CD For Our Ancestors in limitierter Auflage erschienen, die ebenso wie Circle wiederum nur in Deutschland veröffentlicht wird (Normal Records). Ergänzt um einige Studiotracks zeigt das neue Album unter anderem, wie man Woodie Guthries „This Land Is Your Land“ im Hare-Krishna-Sound spielen kann, was ein „Plastic Medicine Man“ ist und wie man auch einem politischen Blues spirituellen Odem gibt.
Secola zählt in Amerika neben dem Musikerkollegen John Trudell und dem Künstler Jimmie Durham zu den wichtigsten Vertretern einer Generation amerikanischer Ureinwohner, die ihre eigene Tradition selbstbewußt und humorvoll in die heutige Zeit transformieren und damit eine treffende Kritik an dem Umgang der weißen Amerikaner mit den Indianern formulieren.
Zwar unterscheiden sie sich in der politischen Gewichtung ihrer Arbeit – Secola gehört zwar der Autonomie-Bewegung der Native Americans an, seine Aktivitäten sind aber hauptsächlich kultureller Natur –, aber gemein ist ihnen doch, daß sie die Stereotypen vom Feder-Menschen mit Pfeil und Bogen auf dem Pferd durch ein Bild vitaler Differenz bekämpfen. Keith Secolas Spannweite von Rock bis Schamanismus erzeugt dabei ihr ganz eigenes Licht.
Till Briegleb
Mittwoch, 8. Februar, 21 Uhr, Knust
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