gottschalk sagt : Ein echter Drogenmissstand
Man kann nicht behaupten, dass in Köln nie etwas passieren würde, es passiert nur immer das Gleiche. Keine Immobilie ohne Skandal – Hauptsache das Geld gehört am Ende dem Oppenheim-Esch-Fond. Dass Deutschland über unseren Fußballverein lacht, ist auch nicht ganz neu und das Festkomitee Kölner Karneval verteidigt mal wieder das zweite Gebot der reinen Alkoholiker-Lehre: Du sollst keine anderen Drogen neben mir haben. Vor zwei Jahren waren es die Höhner, die alten Hippies, die das Festkomitee mit ihrem Song „Kutt erop“ brüskierten: „Kutt erop, kutt erop, dä Palm dä hätt en Pief jestopp, en Pief so jross wie en Bloomenvaas, met Jras.“ Diesmal ist es die Gruppe Brings, die in die Schusslinie geraten ist. Brings wurde vom Festkomitee ja auch schon mal Sexismus vorgeworfen, diesmal aber geht es um die Zeile: Hay, hay, hay, mer sin hay, lommer eine trecke“, was ich mal aus dem Handgelenk mit high, high, high, wir sind high, lass uns einen durchziehen“ übersetzen würde. Nach einem sehr guten „Gespräch“, so Festkomitee-Präsident Ritterbach (ich nehme an, es ging um Geld), hat Peter Brings nun zugesagt, das Stück im Karneval nicht mehr zu spielen. Mehr noch. Ritterbach im Express: „Wir machen jetzt irgendeine Aktion zusammen, um Drogenmissstände aufzudecken.“ Klingt vielversprechend. Man könnte zum Beispiel eine Rockfassung von „Schnaps, das war sein letztes Wort“ einspielen und von den Einnahmen Drogenmissstände aufdecken. Mit irgendeiner Aktion.
Ich glaube nicht, dass ich es extra erklären muss, aber dennoch: Beim Kölner Fasching kann man durchaus von kollektivem Alkoholmissbrauch sprechen. Es ist nicht unüblich, dass das Cowgirl am nächsten Tag nicht mehr so genau weiß, wie der Scheich in sein Bett gekommen ist. Das Eingreifen des Festkomitees mag auf den ersten Blick nach klassischer Doppelmoral aussehen, doch die Ängste sind durchaus verständlich. Mit Betrunkenen funktioniert Karneval, mit Kiffern nicht. Stellen Sie sich mal einen Rosenmontagszug vor, bei dem das ganze Publikum total bekifft ist. Breit wie 1.000 Marokkaner. Alle vergessen das Jubeln und raunen sich nur grinsend zu: „Alder, voll der Prunkwagen.“ Da kommt einfach keine Stimmung auf. Keiner ruft Strüssjer, alle wollen nur Schokolade, und statt Drink doch ene met“ heißt es „Ich glaub‘ Du bist mit Bauen dran...“. Das, würde ich mal sagen, wäre ein echter Drogenmissstand.