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■ Press-SchlagEin Wunder rettet den Boxer Holyfield

Als der letzte Gong des Boxkampfes um die alleinige Schwergewichtsweltmeisterschaft zwischen Evander Holyfield (USA) und dem Briten Lennox Lewis vor 21.284 Zuschauern im New Yorker Madison Square Garden ertönt war, schauten sich alle ungläubig an. Das konnte doch nicht wahr sein: Ein von Promoter Don King veranstalteter Kampf und nicht der mindeste Skandal? Kein weinender Fighter, keine Disqualifikation, keine abgebissenen Körperteile, nichts? Die Sorge war unnötig. Schließlich war das Urteil noch nicht gesprochen.

Dies lautete zur allgemeinen Verblüffung: Unentschieden. Der 33jährige Lewis glaubte, nicht recht gehört zu haben, und stammelte etwa zehnmal „What?, bevor er fluchtartig den Ring verließ. Holyfield, der nicht mal pro forma den Versuch machte, wie ein Triumphator zu wirken, fand die Angelegenheit sichtlich peinlich. „Mir sind auch schon komische Sachen passiert“, meinte er lahm und erklärte, mehr könne er nicht sagen, da er den Kampf ja nicht gesehen habe.

Gegen den hervorragend boxenden Lewis hatte es der Champion der WBA und IBF nur in zwei Runden geschafft, die größere Reichweite des Gegners und dessen beständig geschlagene Jabs zu überwinden, ansonsten wurde er permanent getroffen. Daß der klar dominierende WBC-Weltmeister trotzdem nicht gewann, ist geschäftlich gesehen vollkommen logisch. Solange man mit Mike Tyson nicht rechnen kann, ist Lewis–Holyfield der einzige Kampf, der Geld bringt. Hätte der 36jährige US-Amerikaner verloren, wäre er vermutlich zurückgetreten, was kaum im Sinne von Don King sein kann.

Ralf Rocchigiani, Co- Kommentator bei Premiere, hatte die Vorzüge des wunderlichen Urteils für Don King und seine Geschäftspartner schon während des Kampfes mißtrauisch auf den Punkt gebracht: „Bei Unentschieden gehen alle mit dem nach Hause, was sie mitgebracht haben, und treffen sich bald wieder.“ Matti

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