: Ein Vetorecht für Karadžić
■ Außenminister Kinkel im taz-Interview: Ohne Plazet aller drei Kriegsparteien keine deutschen Bodentruppen
Berlin (taz) – Die Salamitaktik wird fortgesetzt: Erst deutsche Soldaten bei der Adria-Überwachung, dann in Awacs, schließlich als Sanitäter in Split und Tornado-Piloten in der bosnischen Luft. Nun fordert die Nato deutsche Bodentruppen. Kohl, Rühe und Kinkel wollen Pioniere im Bereich des Transports und der Logistik anbieten. Im taz-Interview stellt der Bundesaußenminister die Bedingungen klar: „Die Truppen, die dort unten den Friedensplan umsetzen sollen, müssen von allen drei Kriegsparteien akzeptiert sein.“ Ohne die Zustimmung auch der bosnischen Serben werde es keine Stationierung deutscher Soldaten geben. Sie sollen im übrigen nicht in Bosnien selbst, sondern in Kroatien ihre Basis haben, auch wenn Kinkel nicht ausschließen mag, „daß deutsche Hubschrauber nach Bosnien hineinfliegen, um Kranke abzutransportieren, oder ein Straßenbaukommando in Bosnien Nachschubwege repariert“. Und auf jeden Fall sei für einen Einsatz ein neues UN- Mandat nötig. Wie aber im Sicherheitsrat die Zustimmung Rußlands zu einer Interventionstruppe zu erhalten ist, an deren Kommando sie nicht beteiligt werden soll, weiß der Außenminister nicht.
Was eine künftige Wiederaufbauhilfe Deutschlands an die exjugoslawischen Staaten betrifft, will Kinkel sie zwar von der Einhaltung von Menschenrechten und der Respektierung der Rechte von Minderheiten abhängig machen. Doch sei es „unrealistisch“, eine Rückkehr der Vertriebenen zur Bedingung für diese Hilfe zu machen. Seiten 14 und 15
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