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Ein Veteran des Kommunismus

■ Ezekias Papaioannou, Generalsekretär der zypriotischen KP seit 1949, ist im Alter von 79 Jahren gestorben

Von Klaus Hillenbrand

Als Ezekias Papaioannou 1949 Generalsekretär der „Progressiven Partei des arbeitenden Volkes“ (AKEL) wurde, war Zypern noch eine britische Kolonie. In der Sowjetunion war Stalin auf dem Gipfel der Macht. Am vergangenen Sonntag starb Papaioannou 79jährig, der Welt dienstältester Chef einer KP. „Ich bin mein Leben lang ein Arbeiter gewesen“, so Papaioannou vor drei Jahren gegenüber der taz. „Angefangen habe ich 1927 als Bergarbeiter in einer Kupfermine, zwölf Stunden am Tag für einen Schilling. Damals bekam man dafür gerade mal einen Laib Brot, einige Oliven und vielleicht einen Hering.“ 1931 tritt der junge Mann in die KKK, die Vorläuferpartei von AKEL, ein. „Die Zustände waren damals einfach unbeschreiblich“, erinnert sich Papaioannou an das wirtschaftliche Elend in der unterentwickelten britischen Kolonie. Er verläßt die Insel. Die Stationen seines Lebens: arbeitslos in Griechenland, Lastwagenfahrer, Küchenjunge und Werkzeugmacher in London, Freiwilliger bei den Internationalen Brigaden in Spanien, wo er verwundet wird. Im 2.Weltkrieg lehnte ihn die britische Armee deswegen als „dienstuntauglich“ ab. 1945 kehrt Papaioannou nach Zypern zurück. 39 Jahre liegt seine Wahl zum Generalsekretär von AKEL zurück, genausolang wie die letzten Richtungskämpfe in der Partei. Papaioannou hat während seiner Regentschaft für Ruhe und Ordnung in den eigenen Reihen gesorgt. AKEL blieb mit den Jahren zwar stalinistisch, doch die Partei wurde träge. Durch diverse Beteiligungen an Firmen wohlhabend geworden, hat sie trotz wortreicher radikaler Erklärungen längst ihren Frieden mit dem Kapitalismus gemacht. Die Mitglieder des Zentralkomitees benehmen sich zwar so als wetteiferten sie um einen Posten in der Kontrollkommission der KPdSU (vor Gorbatschow), doch in Wahrheit ähnelt AKELs Politik der der Kanalarbeiteriege bei den deutschen Sozialdemokraten: keine Experimente. Dank Papaioannou an der Spitze. Im Konflikt zwischen Zyperngriechen und -türken war AKEL die einzige Partei, die immer gegen nationalistische Phantasien und für eine Freundschaft zwischen den Volksgruppen eingetreten ist. „Die Zyperntürken sind unsere Freunde“, so Papaioannou. „Die Ursache des Konflikts liegt im Imperialismus.“ Er hat sie alle überlebt: Stalin, Chruschtschow, Breschnew, Andropow, Tschernenko. Papaioannous Tod steht für das Ende des Stalinismus - vielleicht auch bei Zyperns Kommunisten.

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