: Ein Student für Steffi Graf
■ Steffi Graf mit Interimscoach und gelungenem Auftakt beim New Yorker Frauen-Masters
New York (dpa/taz) — Ein Student der Volkswirtschaft nimmt beim Masters-Turnier der Frauen im New Yorker Madison Square Garden jene Stelle ein, die bis vor einer Woche brav, ruhig und gehorsam der Tschechoslowake Pavel Slozil ausgefüllt hatte. Slozil war nach fünf „großartigen und intensiven Jahren“, wie es seine Chefin Steffi Graf ausdrückte, mit einer goldenen Armbanduhr in den Ruhestand verabschiedet worden, beim Masters fungiert jetzt der 30jährige Karlsruher Bundesliga- Spieler Markus Schur als Trainingspartner und Coach der Weltranglisten-Zweiten. Obwohl seine öffentlich geäußerten Ideen zur weiteren spielerischen Verbesserung der 22jährigen nicht gerade durch Originalität bestechen, waren beim sicheren 6:0, 6:3-Erstrundensieg gegen die Spanierin Conchita Martinez einige Neuerungen zu bemerken. „Durch Siege das Selbstvertrauen aufbessern“, rät Schur seiner Interims-Gecoachten, außerdem die Rückhand ab und zu mal als Topspin spielen — eine Variante, die Steffi Graf schon seit Jahren von aller Welt dringlichst empfohlen wird. Gegen Conchita Martinez befolgte sie den Tip und verblüffte außerdem mit einer neuen Aufschlagtechnik. Sie ließ den hinteren Fuß beim Service länger auf dem Boden und schlug dadurch variabler und wuchtiger, zum Teil mit mehr als 165 Stundenkilometern, auf. Vier Asse und drei direkte Aufschlagpunkte waren der Lohn.
Zufrieden war Steffi Graf auch mit ihrem Handgelenk, das sie in letzter Zeit des öfteren heftig geplagt hatte. „Ich habe keine Schmerzen mehr“, sagte sie, räumte allerdings ein, daß dies in erster Linie an den Medikamenten liege, die ihr auch während des Masters-Turniers verabreicht werden.
Über einen neuen Trainer will sie sich vorläufig keine Gedanken machen und eine Entscheidung erst nach dem Urlaub im Dezember fällen. Markus Schur, der beim Match gegen Martinez zufrieden mit seiner Freundin unter den 10.000 Zuschauern saß, glaubt kaum, daß er der Auserwählte sein wird: „Damit rechne ich nicht.“ Kleine Probleme hatte beim Turnier der besten Sechzehn der traditionelle Liebling der New Yorker Massen, die Argentinierin Gabriela Sabatini. Die 21jährige gewann den ersten Satz zwar sicher mit 6:2, verlor dann aber den Faden. „Ich war ein bißchen müde“, bekannte sie nach dem 96 Minuten dauernden Match. Im Tiebreak lag die Weltranglisten-Elfte aus Bulgarien sogar schon mit 4:1 in Führung, aber dann versagten ihre Nerven, sie gab sechs Punkte in Folge ab und das Publikum feierte Gabriela Sabatini überschwenglich.
„Come on Sweetheart, come on Mary Joe“, so machten die Fans im Garden der 20jährigen Weltranglisten-Achten aus Miami Mut. Denn die Tschechoslowakin Helena Sukova hatte im ersten Satz dominiert und stand später kurz vor dem Sprung ins Viertelfinale. Nur zwei Punkte fehlten der 26jährigen Pragerin zum Erfolg, doch Mary Joe Fernandez rettete sich in den Tiebreak und nach dem 7:4 in den dritten Durchgang. Stille dann in der Arena, als sich Helena Sukova bei einem Netzangriff den linken Oberschenkel zerrte und nach 2:13 Stunden aufgeben mußte. „Ich habe nichts zu verlieren“, gab die Weltranglisten- Fünfte Arantxa Sanchez-Vicario nach ihrem 4:6, 6:1, 6:0-Sieg über Zina Garrison schon einen Ausblick auf das Viertelfinale gegen Martina Navratilova, die Lori McNeil mit 6:4, 7:5 bezwang.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen