: Ein Strahlen über'm Millerntor
■ Helmut Schulte ist wieder da und mit ihm die Hoffnungen, daß dank des neuen Managers bei St. Pauli alles noch besser wird
Zählen kann Helmut Schulte. „Nach 1975 Tagen bin ich wieder bei St. Pauli in Amt und Würden“, buchhalterte der frischverpflichtete Manager des Noch-Bundesligisten akkurat vor, um dann persönlich zu werden: „Es ist mir eine große Freude“, strahlte der Lange, der am 19. Februar 1991 von Präsident Heinz Weisener als Trainer entlassen worden war. Auch Vize Christian Hinzpeter war guter Dinge und wirkte, als ob er am liebsten in Abwandlung der EM-Hymne „He's coming home, Helmut's coming home“ intoniert hätte.
Hinzpeter hielt sich jedoch zurück, schließlich war es gestern die offizielle Präsentation. Es sei „erfreulich“, daß der VfB Lübeck den laufenden Vertrag mit „Helmut“ gelöst habe, blinzelte Hinzpeter in die Runde, als wolle er sagen: „Haben wir das nicht gut hingekriegt?“ Keine Entschädigung für den 38jährigen gezahlt, statt dessen zwei Freundschaftsspiele verabredet – wäre jeder Transfer so einfach, der FC stünde vier Wochen vor dem Bundesligastart nicht mit lediglich einem guten Dutzend erstligafitter Kicker da.
Auch diesen Mißstand soll der Wunderheiler Schulte schnell beheben, der am Millerntor „kein Chaos“ erkennen kann. Daß der Manager-Posten nach dem Rauswurf von Jürgen Wähling „ein wenig verwaist“ gewesen wäre, sei jedoch „nicht glücklich. Derzeit ist die schwerste Transfer-Phase, seit es die Bundesliga gibt.“
Da hilft Zusammenrücken. Schon bald werde er mit Trainer Uli Maslo, der gestern vor genau zwei Jahren an gleicher Stelle der Öffentlichkeit vorgestellt worden war, ein „grundsätzliches Gespräch“ führen. Kompetenzstreite-reien wie bei Wähling fürchte er nicht. Jeder müsse zum Wohle des FC arbeiten, nicht zum eigenen: „Der Star ist der Verein.“ Das wird die verstimmte Anhängerschaft gern gehört haben, der der neue Beauftragte für prima Atmosphäre weiter kräftig Honig ums freche Mundwerk schmierte. „Der Verein lebt wesentlich von den Fans“, sagte Schulte, den Marketing-Chef Götz Weisener gleich in Beschlag nahm.
Dem Käufer der 5 000. Stehplatz-Dauerkarte gratulierte der schnauzbärtige Sympathieträger persönlich. Ganz gelungen war die PR-Aktion dennoch nicht, hatte sich der Fan doch ein Dissidenten-Ticket geholt, das nur für die Heimspiele am Millerntor gilt. Die „13“ war deutlich zu erkennen – für manchen eine Unglückszahl. cleg
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