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Ein Sponsor für Union Berlin"ISP? Nie gehört"

Das Geschäftsmodell des neuen Sponsors von Union Berlin ist überaus zweifelhaft. Unklar bleibt, womit der Sponsor ISP mit Sitz im Emirat Adschman überhaupt sein Geld verdient.

Union-Präsident Dirk Zingler (M), Jürgen Czilinsky (R), Aufsichtsratsvorsitzender der ISP, und der Managing Direktor von IPS, Dieter Fietz (L) feiern den Sponsorenvertrag. Bild: dpa

"ISP? Nie gehört"

BERLIN taz Es ist ein eigentümliches Projekt. Der neue Hauptsponsor von Union Berlin möchte bekannt werden, ohne dass bekannt wird, was er genau macht. "Dazu müssen wir nichts sagen", erklärt Dieter Fietz, der Manager Direktor der erst im Frühjahr neu gegründeten Firma International Sports Promotion (ISP). Man weiß nur Ungefähres und sehr Disparates: Es geht um Afrika, Müllgeschäfte, Rohstofferschließung, Umweltmanagement und Sportsenderlizenzen. Die ISP soll für ihre Netzwerkpartner über den "Kommunikator Fußball" Geschäfte anbahnen. Deshalb sei man bei Union eingestiegen, heißt es.

Die ISP überweist dem Aufsteiger aus der Dritten Liga in den nächsten fünf Jahren 10 Millionen Euro. Ein Spitzenwert in der neuen Spielklasse. Dirk Zingler, der Präsident von Union Berlin, findet an all dem nichts Absonderliches: "Es gibt Leute, die sprechen nicht so gern über Dinge, die sie tun. Das reicht für mich nicht aus, um an deren Seriosität zu zweifeln."

Bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) sieht man das etwas kritischer. Sie nahm den bereits durchgewunkenen Sponsorvertrag ein zweites Mal unter die Lupe. Christian Müller, der Geschäftsführer für Finanzen und Lizenzierung, kam Mitte dieser Woche zu dem Ergebnis: "Es gibt keinen statuarischen Anlass, gegen diese Verbindung vorzugehen." Belastendes Material liegt gegen das junge Unternehmen nicht vor. Bizarre Geschichten und Verbindungen hat die ISP aber reichlich zu bieten. Wie Spiegel Online jüngst berichtete, bestehen sogar Verbindungen zur DFL. Karl-Heinz Rauball, der Bruder des DFL-Präsidenten Reinhard Rauball, bürgt als Mitbesitzer der Firma CR Rashid, für die Union-Millionen. Er saß am Verhandlungstisch, wie Unions Präsident Zingler der taz bestätigt. "Eine Zufälligkeit", wie er findet. "Ich habe keine Sekunde daran gedacht, dass das nützlich für Union sein könnte." DFL-Chef Reinhard Rauball gab sich dagegen ahnungslos: "Ich weiß nicht, was Karl-Heinz gerade macht."

Lange wurde als Bürge der ISP die an der Börse milliardenschwer notierte Genesis Commodities AG genannt. Die wiederum gehört zu 95 Prozent der CR Rashid. Ihr Reichtum gründet sich angeblich auf Goldminen in Alaska und Ghana. Die Genesis Commodities AG ist wiederum ein Netzwerkpartner der ISO (International Consulting & Development GmbH), die die Unternehmensgruppe führt, zu der die ISP gehört.

Die kargen Websites der Unternehmen bestehen größtenteils aus leeren Versprechungen. Die kümmerlichen Angaben sind zudem noch hinterfragenswert. ISP-Geschäftsführer Dieter Fietz musste gerade zugeben, dass er einen falschen Handelsregistereintrag online stellte. Der Union-Sponsor ist nicht in Dubai, sondern im Nachbaremirat Adschman gemeldet. Die Verbindung zu Dubai betone man aus Marketinggründen, so Fietz. Adschman kenne ja niemand.

Auch andere Behauptungen von Fietz halten einer Überprüfung nicht stand. Dass die ISP auch mit dem deutschen Kanuverband über einen Sponsorenvertrag verhandelt, wird dort amüsiert zur Kenntnis genommen. "ISP? Noch nie gehört", sagt der für Sponsoring verantwortliche Oliver Strubel.

Union-Präsident Zingler ist wenig glücklich über die öffentliche Darstellung seines Hauptsponsors: "Das läuft anders als wir und die ISP uns das vorgestellt haben. Das ist ärgerlich." Die ISP habe da noch "Luft nach oben". Angesichts der komplexen Strukturen seines Sponsors, betont er, dass der Vertrag zuerst einmal zwischen Menschen abgeschlossen worden sei. Dieter Fietz arbeitete in den 70er-Jahren einmal als Union-Trainer. Man kennt sich. Trotzdem betont Zingler, dass er "als guter Kaufmann" Schutzklauseln in den Vertrag hat aufnehmen lassen. Er geht sogar ein wenig auf Distanz zu seinem Sponsor. In einer Union-Pressemitteilung vom 25. Juni war noch zu lesen, dass eine weiterführende Zusammenarbeit beim Stadionausbau "geplant ist". Gestern sagte Zingler: "Geplant ist nichts. Die ISP hat uns im Rahmen der Verhandlungen gebeten, darüber Gespräche zu führen. Wir haben ihnen das zugesagt, völlig ergebnisoffen."

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1 Kommentar

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  • AB
    Andreas Bauer

    Hinter dem ganzen stand eine Schweizer Firma Genesis Commodities AG.

    Aktienkapital CHF 30 Mio. in Form von Edelsteinen bei einer Schweizer Privatbank hinterlegt.

    Als es um Zahlen ging, waren die Edelsteine verschwunden. Sondersam.

    Genesis war im Freiverkehr Frankfurt notiert.

     

    Und jetzt ist wieder etwas ähnliches in ähnlicher Umgebung. FP-Freizeitprojekte AG. Mit Prof. Busch von der Uni Kassel (Bau) sollte ein Unterwasserprojekt bei Leipzig realsiert werden. Jetzt sind Anlegergelder in Ungarn auf eigenartige Weise verschwunden.