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Ein Requiem gegen den Krieg

■ Benjamin Brittens großes Werk in der Glocke

Der englische Komponist Benjamin Britten hat sein „War Requiem“ op. 66 zur Feier des Wiederaufbaus der im Krieg zerstörten Kathedrale von Coventry 1961 geschrieben. Die zutiefst emotionale Sprache Brittens schert sich nicht um die vielen kompositionstechnischen Tendenzen und Entwicklungen dieser Zeit. Sie verwendet aus der Musikgeschichte Ausdrucksgesten von der Gregorianik bis zu solchen von Strawinski und Schönberg. Was rein vom Verfahren her eklektizistisch sein könnte, gerät indes im „War Requiem“ zu einer aufrüttelnden Expression. Britten macht für sein politisches Werk zwar den katholischen Messtext zur Grundlage, mischt aber dahinein Antikriegsgedichte des im ersten Weltkrieg gefallenen Dichters Wilfred Owens: einmal als individuelle und aktuelle Reaktion, aber auch als hart anklagende Reflexion. In der Kopplung der beiden Texte wird äußerst kritisch nach der Einheit und dem Gegensatz Religion/ Welt gefragt. Der Aufeinanderprall der beiden Sphären ist mit vitaler Wucht und Härte komponiert. Britten beendet sein Werk mit der Hoffnung auf versöhnende Einheit.

Zur Operngestaltung seines gesellschaftlichen Sonderlings „Peter Grimes“ (Uraufführung 1945) sagte Britten: „Das Thema, das mir am Herzen liegt, ist der Kampf des Individuums gegen die Massen“. Genau dieser Impuls prägt auch die Komposition des Requiems. Für die Uraufführung wünschte er sich den englischen Sänger Peter Pears, den deutschen Dietrich Fischer-Dieskau und die Russin Galina Wischnewskaja. Das „War Requiem“ wird wegen seiner gewaltigen Dimensionen und Schwierigkeiten selten aufgeführt, deswegen sollte die Gelegenheit heute und morgen abend genutzt werden.

Ute Schalz-Laurenze

Philharmonisches Konzert heute und morgen abend 20 Uhr in der Glocke, Leitung: John Carewe.

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