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Ein Netzwerk gegen Gen–Technik

■ Anhörung der Bundestagsfraktion der Grünen zur Gentechnologie in der Landwirtschaft „Gen–Ethisches Netzwerk“ zur Unterstützung von Anti–Gentechnik–Initiativen geplant

Aus Bonn Oliver Tolmein

Über 40 Stunden lang ging es vom vergangenen Freitag morgen an in Bonn gegen die Gentechnologie. Die grüne Bundestagsfraktion hatte ein breites Spektrum von Initiativen geladen - vom Pestizid– Aktions–Netzwerk über ein Bauernblatt bis hin zur katholischen Landjugend -, um über Gentechnik in der Landwirtschaft zu diskutieren. Den kleinen, aber sicherlich folgenreichen Überraschungscoup landeten am Samstag Benny Härlin, Europa–Abgeordneter der Grünen, und Grünen–Mitarbeiterin Paula Bradish: Sie stellten das noch in Aufbau befindliche Gen– Ethische–Netzwerk vor. Dieses Projekt wird von Wissenschaftlern und gegen die Gentechnik engagierten Leuten vorbereitet. Unterstützung erfährt es vor allem aus den USA von Jeremy Rifkin, der dort bisher mit seinen Initiativen erfolgreich die Freisetzung gentechnisch manipulierter Bakterien verhindern konnte. Ziel des Netzwerkes ist es vor allem, Informationen zwischen den mittlerweile zahlreichen Genforen und Frauengruppen gegen Reproduktionstechniken zu vermitteln, Kampagnen, auch internationale, zu koordinieren und einen Rundbrief zu erstellen. Das Netzwerk versteht sich nicht als Dachorganisation für autonome Initiativen, es will sie lediglich unterstützen. „Aber noch stehen wir organisatorisch ganz am Anfang“, betonte Härlin. Ende des Jahres hofft die 19köpfige Initiatoren–Crew, die Arbeit tatsächlich aufnehmen zu können: Voraussetzung dafür ist eine ausreichende finanzielle Ausstattung. Die Mittler–Arbeit kann nämlich nur, da sind sich alle einig, professionell erledigt werden. Und noch etwas ist Härlin wichtig: Das Gen–Ethische–Netzwerk soll nicht parteipolitisch gebunden sein. Im Gegenteil: In diesem Feld seien oftmals auch Konservative als Bündnispartner ansprechbar. In einer gemeinsam verabschiedeten Resolution weisen die rund vierzig Vertreter/innen der unterschiedlichen Organisationen auf die erheblichen Risiken der Gentechnologie beim Einsatz in der Landwirtschaft hin. Kritik wird vor allem daran geübt, daß in der Bundesrepublik derzeit bereits elf gentechnisch hergestellte Impfstoffe für Tiere auf dem Markt sind, obwohl deren Risiken keineswegs ausreichend erforscht seien. Landwirtschaft sei nur noch „Rohstofflieferant für die Agrar–, Chemie– und Petroindustrie“, wenn sie weiter nach Maßgabe der Chemiekonzerne unter immer stärkerem Einsatz der Gentechnologie betrieben werde. Das gelte es zu verhindern.

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