: Ein Mafia-Märchen
■ Susan Seidelmans „Cookie“ mit Peter Falk
Am Anfang war die Mafia. Es ist Nacht in Brooklyn, am Straßenrand parkt eine sechstürige Limousine, Verdi tönt im Radio. Ein Mann - man sieht nur die glänzenden italienischen Schuhe - steigt in die Limousine, der Wagen explodiert. Schnitt, Beerdigung: Die New Yorker Mafia trauert um Dino.
Die Geschichte des Mafioso Dino (Peter Falk), der, nach Jahren aus dem Gefängnis entlassen, mit seiner schrägen Tochter Cookie (Emily Llyod) Brooklyns Unterwelt noch einmal aufmischt, will eine Parodie sein: aufs Mafia-Genre und zugleich auf den amerikanischen Familiensinn. Also sind die Mafiosi lächerliche Figuren, die ihre Mantelkrägen hochschlagen und die Hutkrempen tief ins Gesicht ziehen, die Toni-Boy, der Artischockenkönig, heißen, Micky Schweineohr oder Tintenfisch-Pino. Aber das Komische kommt zu angestrengt locker und geschwätzig daher, um das Genre tatsächlich aus den Angeln zu heben: die Originale sind meist komischer. Auch die Familienkomödie schlägt um ins Idyll: Am Schluß liegen sich Vater, Mutter (Dianne Wiest) und Tochter, die sich zunächst nicht leiden können, umso glücklicher in den Armen.
Emily Lloyd als Cookie sieht aus wie die harmlose Variante von Madonna in Susan verzweifelt gesucht, Bonbon-bunt wie ihr Vorbild, mit Camp behängt und kaugummikauend, aber im Grunde zahm und handsome - auch ihr rasanter Fahrstil (als Chauffeuse von Papa Dino) macht das nicht wett. Peter Falk als Dino spielt wie immer sich selbst, was zur Folge hat, daß man trotz seines guten Schneiders ahnt, er könnte jederzeit im zerknitterten Trenchcoat enden. Nur ist er leider genauso cool, wie er sein soll. Zum Glück beschert Dianne Wiest als Mama Lenore mit ihrer schrillen Naivität der braven Geschichte wenigstens ein paar unangenehme Momente.
chp
Susan Seidelman: Cookie. Mit Peter Falk, Emily Lloyd und Dianne Wiest, USA 1989
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