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Ein Korb voll fauler Äpfel

■ Ben Becker jetzt auch als Ermittler: „Gegen den Strom“ (20.15 Uhr, ARD)

Zum „Star der Woche“ erklärt das Beilagenblättchen rtv Blondschopf Ben Becker, meint aber angesichts seines Debüts als Sänger, er solle „vielleicht lieber dabei bleiben, Polizist zu spielen“. Nun ist dieser Rollentypus für den eigenwilligen Grimme-Preisträger gleichfalls ein Debüt. Und die Art, mit der er sich der Aufgabe annimmt – junger, ehrgeiziger Polizeirat knackt als interner Ermittler inkognito Korruption, Gewalt und fatalen Korpsgeist in den eigenen Reihen – wird die „bbb“-Trendsetter (bashing Ben Becker) wahrscheinlich entzücken und auf Zulauf hoffen lassen.

Vielleicht gewinnt aber auch ein anderer Trend an Boden „btn“ (bashing Thorsten Näter). Die Idee für dieses eigentlich überfällige Projekt mußte Näter, der durch zeitkritische Arbeiten groß geworden ist, erst von dem Schauspielerpaar Loni von Friedel und Jürgen Schmidt in den Schoß gelegt werden, die schon vor zweieinhalb Jahren aus Sorge darüber, wie wundersam sich die Rostocker Verantwortlichen aus der Affäre hatten ziehen können, ihr Exposé verfaßten. Multitalent Näter, der neben der Regie auch das Drehbuchschreiben lieber selber übernahm (was BB-Basher hier in Betracht zu ziehen hätten) und höchstpersönlich als Party-Sänger in Erscheinung tritt, mutiert nämlich zum Vielfilmer. Bilanz für 1996 (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): eine Serienfolge „Die Geliebte“, zwei Drehbücher („Tatort“, „Männer vom K3“), drei Filme (bei zweien inkl. Buch).

Heute hätte Näter sich sogar beinahe selbst Konkurrenz gemacht. Würde im ZDF nicht live gekickt, wäre dort gleichzeitig ein weiterer Dreierpack „Frauen morden leichter“ dran, mit der der einst als Meister gehaltvoller Lichtspielkunst Gerühmte im Wochentakt seiner eigenen Demontage Vorschub leistet.

„Gegen den Strom“ taufte er nun sein neues Opus. Die Message ist das aber nicht. Die lautet: „Die Polizei ist gut. Punkt. Worum es geht, ist: die paar faulen Äpfel rauszupicken, bevor sie das Ganze anstecken.“ Das läßt Näter im Film den Polizeidirektor sagen und meint es selber so. In einem Interview des NDR erklärt Näter, „aus der Sicht der Polizei zu sehen“, spricht von, klaro, „schwarzen Schafen“ und rechtfertigt diese Theorie, mit der im richtigen Leben die unfaßbarsten Skandale unter den Teppich gekehrt werden, damit, daß es „gerade in der Gewerkschaft der Polizei unheimlich viele Leute“ gäbe, „die gegen die schwarzen Schafe angehen und dafür sind, daß sie aus dem Polizeidienst entfernt werden“.

Die Anfeindungen gegen die vergleichsweise wenigen, wirklich aktiven „kritischen Polizisten“ kommen im Film dann auch gar nicht erst vor. Da kommt der Reinigungsversuch von oben, ist in schlappen drei Wochen gewuppt, und es genügt ein einziger wackerer Streiter, Ben Becker eben: harte Schale, dickes Goldkettchen am Handgelenk, weicher Kern. Und dem kann keiner.

„Mit der großen Politik“, so Näter im Gespräch, „habe ich mich von vornherein nicht auseinandersetzen wollen“, um im gleichen Atemzug zu bedauern, „daß der politische Film eingeschlafen ist“. Was Wunder. Ulla Küspert

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