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Ein König auf der Königin

■ Der Algerier Noureddine Morceli hält seinen neuesten 1.500m-Weltrekord (3:27,37min) von Nizza für seinen besten

Nizza (dpa) – „Phänomenaler Morceli“, schwärmte gestern Frankreichs Sportzeitung L'Equipe, nachdem der Algerier beim Leichtathletik-Grand Prix in Nizza am Mittwoch abend seinen eigenen Weltrekord über 1.500m auf 3:27,37min verbesserte. Noureddine Morceli (25) hält diesen neuesten seiner vier Weltrekorde für den „wichtigsten und besten“. 1.500m, findet er, sei „die Königin unter den Mittelstrecken“.

Die bisherige Bestzeit war Morceli am 5. September 1992 in der italienischen Stadt Rieti aus Frust über seinen verletzungsbedingten siebten Platz im Olympia-Finale von Barcelona gelaufen. „Die drei Jahre alte Bestzeit von 3:28,86min konnte nicht mein letztes Wort sein“, sagt er. „Jetzt entspricht der Weltrekord viel besser meinen Möglichkeiten.“ Die erstaunliche Zeit rannte er, wie zehn Tage vorher beim 2.000m-Weltrekord in Paris (4:47,88min), nach bewährtem, von Bruder Abderahmane entworfenem Muster. Ali Morceli (22), der Jüngste aus einer elfköpfigen Läuferfamilie, legte als erster Schrittmacher 700m exakt richtiges Tempo vor. Auf den letzten 500 Metern war er dann allein.

Um keinen Preis wollten die Morcelis allerdings den Rivalen Venuste Niyongabo (Burundi) unter den Teilnehmern im 1.500m- Lauf dulden. Nach dem Diktat des Meeting-Protagonisten, der an Startgeld und Rekordprämie mehr als 100.000 Dollar erhielt, mußte der 21jährige auf die 2.000m ausweichen, wo er Morcelis Weltrekord mit 4:48,69min um 0,81sec verfehlte. Niyongabe gilt als einziger, der bei den Weltmeisterschaften in Göteborg den dritten 1.500m-Titel von Morceli verhindern könnte.

Eine weitere bemerkenswerte Leistung in Nizza war die Weltjahresbestleistung von Marie-Jose Perec (Frankreich) über 400 Meter (50,20sec). Im Hochsprung besiegte Troy Kemp (Bahamas) mit 2,38m Weltmeister Sotomayor (2,30m). „Sicherheit“ bekommt durch ihre Weite die Kugelstoß- WM-Favoritin Astrid Kumbernuss (20,64m), die vor Katrin Neimke (20,53m) gewann. Florian Schwarthoff besiegte bei seinem ersten Grand-Prix-Sieg über 110m Hürden (13,29sec) den Briten Colin Jackson. Allerdings fehlt dem Weltrekordmann aus Großbritannien (13,35sec) nach einer Halsentzündung noch die Bestform.

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