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Ein Gerücht als Werbung

■ Der FC St. Pauli empfängt am Sonntag Unterhaching und Heinz Weisener hofft auf ein neues Stadion

Den Verantwortlichen des FC St. Pauli ist die finanzielle Misere schon seit einiger Zeit bekannt. 4,5 Millionen Mark Schulden sollen auf dem Verein lasten. Über die genauen Zahlen schweigt man sich allerdings aus und will sie erst bei der Jahreshauptversammlung am 30. Oktober bekanntgeben.

Erstaunlich nur, daß am vergangenen Montag gleich zwei Hamburger Tageszeitungen an ein und demselben Tag zwei nahezu gleichlautende Artikel zum Thema Verschuldung des Clubs veröffentlichten. Zwei Tage später bestätigte der Präsident Heinz Weisener die Defizite in der Vereinskasse, wenn er sich auch über deren Höhe nicht äußerte, und gab im gleichen Atemzug auch die Begründung: Es ist wieder einmal das marode Stadion, das zuviel Unterhalt kostet. Darum pries er auch den Neubau des Wilhelm-Koch-Stadions als die Ultima ratio zur Lösung aller Probleme an. „Die Arena muß kommen, sonst ist der Verein tot“, erklärte auch der Medienkoordinator Dirk Klaus Andresen. Mit den Mehreinnahmen aus der Vermietung des Objekts ließe sich jedoch der Schuldenberg abbauen.

Eine gezielte Werbekampagne für die potentielle Heinz-Weisener-Arena läßt sich daraus nicht unbedingt ableiten. Aber ganz unrecht wird dem Architekten die derzeitige Situation nicht sein. „Nur mit einem modernen Stadion haben wir eine hoffnungsvolle Zukunft“, wandte sich der Präsident nicht zuletzt an mögliche Finanziers und die Verantwortlichen in Senat und Bürgerschaft, die zuletzt beim Thema Stadionbau stets den Hamburger SV unterstützten. Und daß der FC St. Pauli zwar der kleinere Verein der Stadt, aber trotzdem sehr wichtig sei, hat zu seiner Amtszeit auch der ehemalige Innensenator Werner Hackmann erkannt, der heute Vorstandsvorsitzender des HSV ist.

Lohnend wird das Bauvorhaben allerdings nur, wenn St. Pauli wieder in die Bundesliga aufsteigt und damit seine Attraktivität steigert. Darum wird der Verein schon darüber nachdenken, daß im Etat für den Bau auch Geld für neue Spieler eingeplant wird. Bei einem Zuschauerschnitt von derzeit knapp 14.000 Zuschauern wäre ein Stadion mit 35.000 Plätzen für die Zweite Liga übertrieben dimensioniert.

Wenigstens sportlich scheint es beim FC St. Pauli wieder aufwärts zu gehen. Nach dem 4:1-Sieg am Montag beim 1. FC Köln erwarten die Kicker am Sonntag (15 Uhr) die SpVgg Unterhaching am Millerntor. „Die schlagen wir auch“, ist sich Mittelfeldspieler Markus Lotter sicher, „denn im Moment ist die Stimmung in der Mannschaft wieder richtig gut.“ Drei Punkte sind auch dringend nötig für den Aufstieg in die Bundesliga – und den Bau des neuen Stadions.

Eberhard Spohd

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