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Archiv-Artikel

Ein Garten für sich allein

Von Frauen und ihren ganz besonderen Gartenanlagen erzählt in Worten und vielen Fotos das neue Buch „Das englische Paradies“ der bremischen Gartengestalterin Cordula Hamann. Nebenbei macht sie damit Lust auf Frühling

„Willensstarke Frauen, die viel Arbeit und Ehrgeiz in ihre phantastischen Gärten gesteckt haben“

Bremen taz ■ Blaue Bländer flattern zwar noch nicht durch die Gärten, aber Krokuss, Schneeglöcken und die ersten Narzissen machen Hoffnung, dass sich der Frühling bald blicken lässt. Die Bremer Gartengestalterin und Autorin Cordula Hamann hätte keine bessere Zeit für die Auslieferung ihres neuen Buches „Das englische Paradies“ finden können. Es befasst sich auf 295 Seiten, rund 100 davon sind farbenprächtige, großformatige Blüten-, Gärten- und Parkfotos, mit englischen „Frauen und ihren berühmten Gärten“. So lautet der Untertitel dieses zwei Pfund schweren Werkes, das GartenfreundInnen in Vorfreude auf den nahen Frühling versetzen wird – oder auf die nächste Urlaubsreise in eines jener britischen Gartenparadiese wie East Lambrook Manor Gardens, die Gärten The Coach House und Hestercombe oder Vita Sackville-Wests legendärem Sissinghurst Castle Garden. Anlagen, die Cordula Hamann in der Vergangenheit immer wieder selbst besucht hat – oft auch als Veranstalterin von Gartenreisen. Weswegen der Bildband Angaben wie Öffnungszeiten und Kontaktadressen praktischerweise im Anhang liefert – wie auch ein Verzeichnis der herausragenden Pflanzen, die im Zusammenhang mit den jeweiligen Gärten genannt werden. So wie man es im Buch einer Gartengestalterin erwarten darf.

Aber Cordula Hamann – von ihr und Ehemann Uwe Mädger stammen auch die Fotografien – hat etwas Besonderes im Sinn gehabt: Nicht nur die Besonderheiten der jeweiligen Gärten in ihrer Architektur, Anlage, Bepflanzung oder Charakter wollte sie einfangen, sondern auch die Eigenheiten und den Antrieb ihrer GründerInnen oder BewahrerInnen – von Frauen zumeist, die Pflanzen und Pflanzenkompositionen zum Mittelpunkt ihres Lebens gemacht haben und andere daran teilhaben lassen. Bisweilen buchstäblich bis zum letzten Atemzug: „Würden Sie mich kurz vorher warnen“, überliefert Hamann beispielsweise die Antwort von Margaret Metianu, Begründerin des Geheimtipps Church Hill Cottage Garden, als der eine ältere Besucherin gerade anvertraut hatte, dass sie in Metianus friedlichem Garten gerne sterben würde.

Cordula Hamann selbst hat in dieser Anlage in der Grafschaft Kent drei Monate gearbeitet – wie sie überhaupt zu mehreren der Gartenfrauen im Buch besondere, manchmal sehr praktische Kontakte von Gartenfrau zu Gartenfrau zu verbinden scheinen. Doch gibt sie die Geheimnisse ihrer Gesprächspartnerinnen nicht wirklich preis. Diskret und behutsam geht sie mit den Lebensgeschichten der Gärtnerinnen und oft auch Unternehmerinnen um und verbietet sich tiefer gehende Analysen. Eine Vorsicht, die sich im eher nüchternen Berichtsstil niederschlägt, durchsetzt mit Gesprächsfetzen und Einsichten der Frauen, die manchmal mehr Neugierde wecken als sie befriedigen können.

LeserInnen, die süffige oder allzu sinnliche Einblicke in die Leidenschaften der englischen Gartenfrauen erwartet haben, werden also enttäuscht. Und doch bietet das Buch mit seinem Themenmix über Pflanzenarrangements, Gartenanlagen und Lebensgeschichten Gelegenheit zum Entdecken – von willensstarken Frauen, die viel Arbeit und Ehrgeiz in ihre Gärten stecken. Klar umrissene Kapitel, die den verschiedenen Anlagen gewidmet sind, und deren Aufbau wie auch ihre Unterschiede detailliert beschreiben, machen das Blättern und Schmökern in dem dicken Buch leicht. Die treffend ausgewählten und informativ beschrifteten Fotografien helfen, Farben und Linien wieder zu erkennen oder – wie oft in blühenden Gärten – einfach nur zu staunen. Eva Rhode

Cordula Hamann: ,,Das englische Paradies“, Aufbau-Verlag, 24,90 Euro. Am 23. März um 20 Uhr stellt die Autorin den Bildband in einem Diavortrag im Himmelssaal, Haus Atlantis, in der Bremer Böttcherstraße vor. Mechthild Hettich begleitet den Abend mit Akkordeon und ,,Songs for Eight Ladies and Their Gardens“. Eintritt 8 Euro, Anmeldung unter rettig@buero-frankfurt.aufbau-verlag.de