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Ein Fundus für alle

Platz für Exponate und Bibliothek: Um- und Ausbau des Hamburger Schulmuseums  ■ Von Christine Andersen

Ein Fundus, das ist ein Chaos von Sammler- oder Ausstattungsstücken, die unbemerkt und unzugänglich ihr angestaubtes Dasein fristen. Doch es geht auch anders: „Ein für die Öffentlichkeit begehbarer Fundus ist sicher einmalig in der deutschen Museumslandschaft“, erzählt der Leiter des Hamburger Schulmuseums, Professor Reiner Lehberger. Das „häßliche Loch“, in dem das Museum aus Platznot viele seiner Exponate stapeln mußte, wurde in drei Jahren vom ABM-Bauunternehmen Arbeit und Lernen Hamburg umgebaut. Gestern war Eröffnung.

Neu ist auch der überdachte lichte Gang, über den man nun von den fünf Jahre alten Museumsräumen in der Rudolf-Ross-Schule in den frischausgebauten Fundus-Dachboden im Nachbarhaus spazieren kann. An den weißen Wänden präsentieren Vitrinen Schulhistorisches. Ausgestopfte Füchse und Hasen glotzen gläsern, eine menschliche Ontogenese aus buntem Plastik verbindet sich mit Rinderknochen und in Alkohol eingelegten Kuhaugen zur skurrilen Symbiose.

Ein Glaskasten zeigt technisches Gerät längst verdrängter Physikstunden; gegenüber hölzerne Geodreiecke und alte Rechenmaschinen – vor der Koedukation wurden diese fast ausschließlich von Knaben benutzt. Gegenüber zeugen Häkeleien und Stickwerk vom „weiblichen Unterricht“. Ein Großteil der Exponate stammt aus Schulauflösungen in Hamburg, auch Privatleute spendeten eifrig.

Während im „alten“ Teil ein Schulzimmer aus der Kaiserzeit eingerichtet wurde, ist auf dem Dachboden der Schulalltag während der Nazi-Zeit nachgebildet: Rassenkunde- und Wehrsport-Karten an der Wand, ohne die kleinste Kritzelei die Pulte. Und auch die Bibliothek hat hier endlich Platz gefunden. Rund 6000 Bücher zur Schulgeschichte – vergilbt zwar, aber auf neuen Regalen.

Das Schulmuseum ist über einen Durchgang in der Poolstraße 10 zu erreichen und dienstags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr geöffnet; Tel.: 35 29 46

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