: Ein Fest fürs wirkliche Leben
■ Rauh, ehrlich, wunderbar: M 99 und der alte Haudegen Greg Sage im Modernes
War das schön. Es war nicht gerade sehr voll im Modernes, aber dafür war die Stimmung prächtig. Alle warteten auf den Auftritt des legendären Greg Sage mit seinen Wipers, und weil das Publikum so guter Dinge war, kriegte auch die Vorgruppe viel Applaus. Sie hieß M 99 wie ein gleichnamiges Autobahnteilstück in England, kam aber aus Los Angeles.
Das Quartett, bestehend aus zwei Frauen (b, voc) und zwei Männern (dr, git), spielte einen etwas baßlastigen, harten Rock'n'Roll. Die Sängerin und Frontfrau überzeugte mit ihrer guten Stimme, sie sang geradezu mit ihrem ganzen Körper. Dafür gab's eine Menge Beifall.
Dann wurde es sehr rot auf der Bühne. Licht aus, Spots an, und da stand er. Greg Sage, der alte Haudegen mit der charismatischen Stimme. Es war fast wie in alten Zeiten. Der Drummer der allerersten Platte war wieder dabei, und alte Wipers-Songs erlebten ihre Wiederauferstehung. Der Stil von Sage (oder den Wipers) changiert ständig, ist nie richtig einzuordnen, geht aber wohlig unter die Haut. Melancholisch zuweilen, mit heulender Gitarre, dann wieder treibend, tanzbar und heftig.
Gitarrist und Sänger Sage hat eine Art, sich zu präsentieren, die entwaffnend ehrlich ist. Ein Profi durch und durch, spielte er sich durch das Wipers-Repertoire, immer darauf bedacht, es dem erwartungsvollen Publikum auch recht zu machen. Besonders schön waren die Passagen, in denen Mr. Sage sich mit der Gitarre beim Gesang selbst unterbrach, kleine Zwiegespräche hielt, um dann wieder unisono das Thema aufzunehmen.
Und Gitarre spielen kann er! Kaum, daß er seine Saiten jaulend anriß, ging er in wilde, stakkato- artige Ausbrüche über, die oft in wunderschönen Melodien mündeten. Nach 45 Minuten sollte allerdings schon alles vorbei sein, was dem Publikum natürlich gar nicht gefiel.
Also kam das Trio für weitere 20 Minuten zurück, und dann war Schluß. Ein grundsolides Konzert, und viel zu kurz. Cool J.F.
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