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Ein Erzengel namens Guido

Wie ungerecht ist doch der Fußball-Gott! Die triviale Kleinkunst der argentinischen Mannschaft bolzte die Ballzauberer Brasiliens samt ihres lambadatanzenden Anhangs aus dem Turnier. Pepe aus Sao Paulo, der seinen Gemüseladen verkauft hatte, um zur Weltmeisterschaft nach Italien fahren zu können, kehrt als gebrochener Mann in seine Heimat zurück, während Carlos Menem, der argentinische Staatspräsident, die Regierungsgeschäfte nun doch bis zum Viertelfinale weiterführen darf.

Aber auch für Maradona und Co. ist spätestens im Halbfinale Schluß. Gegen Italien wird es keine Hand- oder Abseitstore Diegos geben, dafür wird die Camorra schon sorgen. Obwohl sie ihrem neapolitanischen Kuckucks-Ei bis dato das Weiterkommen ermöglicht hat.

Nicht auf die Hilfe der Mafia sondern auf die Unterstützung von einer noch höheren Instanz vertraute Franz Beckenbauer am Vorabend des Schicksalspiels gegen Holland. Sein Beten in der kleinen Kapelle des Trainingslager wurde erhört und der Herr schickte ihm Erzengel Guido, der zum Matchwinner wurde. Vom Geist Rudi Völlers beseelt, stellte er die Abwehr der Niederlande vor unlösbare Probleme.

Die ganz in Orange gekleideten Fans der Holländer (O-Ton Kuddel: Hier sieht es aus wie bei einem Betriebsausflug der Stadtwerke) müssen die Heimreise antreten, während die deutschen ADAC-Mitglieder geschlossen dem Rudi-Buchwald -Fanclub beitraten.

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