JÖRN KABISCH ANGEZAPFT : Ein AiPiEy für den Einsteiger
Im 19. Jahrhundert tat sich für Bier in Indien ein neuer Markt auf. Den britischen Kolonialtruppen reichte es nicht mehr, Tee zu sich zu nehmen, sie verlangten von den Braumeistern Ihrer Majestät härteren Stoff. Doch wie bringt man Bier wohlbehalten ums Kap der Guten Hoffnung? Das Rezept hieß: mehr Alkohol und mehr Hopfen. Es war die Geburtsstunde des Indian Pale Ale, eines stark eingebrauten, unerhört bitteren Biers.
Es ist vielleicht der Ruf des Weltreisenden, der dieses Bier, kurz IPA genannt und AiPiEy ausgesprochen, zum Paradeobjekt einer lebendigen Craftbeer-Szene in den USA und Westeuropa gemacht hat. Junge Leute, oft Quereinsteiger, die auf Tradition wenig geben, dafür aber aus Hopfen und Malz ein Höchstmaß an Geschmack herauskitzeln wollen.
Mit IPA verbindet sich inzwischen ein Qualitätsversprechen. Man könnte das mit schweren Burgunderweinen vergleichen. Hat man sich einmal an die ausgeprägte Bitterkeit gewöhnt, wird man mit intensiven Geschmackserlebnissen belohnt. IPAs sind mit Hopfen oft nur so gestopft.
Schnell die Kehle geht daher kaum ein Bier runter, das die drei Buchstaben auf dem Etikett hat. Der gemeine Trinker verlangt es öliger. Umso besser, wenn Brauer nun ansetzen, ein größeres Publikum auf den Geschmack zu bringen.
Ein gelungener Versuch stammt aus dem Hause Riedenburger. Die Biobrauerei ist bislang für ihr Emmerbier bekannt. Mit dem Dolden Sud hat sich Brauer Max Krieger eine doch süffige, für den Kenner aber vielleicht zu leichte IPA-Variante ausgedacht. Den Geruch bestimmen Zitrus-, den Geschmack Mangoaromen, leichte Säure harmoniert mit der Süße des nach geröstetem Kümmel schmeckenden Malzes. Der Abgang ist kurz. Genau das macht das Dolden Sud zum idealen Einstiegs- und Alltags-IPA.
■ Dolden Sud, Riedenburger Brauhaus, Alkohol 6,5 % Vol.