Ein- und Ausblicke in die Arbeitswelt : „Du ackerst bis du umfällst”

14-Stunden-Tage, geringer Stundenlohn, keine Sicherheit: Elke M. arbeitet als selbstständige Friseurin. Was bedeutet ihr Arbeit?

Selbstständigkeit? Eine haarige Angelegenheit Bild: dpa

Elke M. (42) betreibt einen Friseursalon in Berlin-Mitte. Mit uns spricht sie über vierzehnstündige Arbeitstage und die Sehnsucht nach mehr Sicherheiten.

taz: Frau M., Sie sind selbstständig. Was bedeutet Arbeit für Sie?

Elke M.: Na ja, man verdient seinen Lebensunterhalt damit und es soll ja auch Spaß machen.

Und mit welchem Aufwand?

Manchmal frage ich mich das auch. Wenn ich das auf die Arbeitszeit und den Umsatz hochrechne, denn einmal in der Woche kommt das definitiv vor, dass ich einen 14-Stunden-Tag habe, dann verdiene ich als Selbstständige nicht unbedingt mehr als den Mindestlohn. Klar ist man sein eigener Herr oder seine eigene Frau und kann alles so ein bisschen selbst entscheiden, aber man würde die Verantwortung auch gerne mal teilen.

Ab wann lohnt sich dann die Arbeit?

Wenn am Schluss definitiv mehr übrig bleibt. Ich bin seit fünfzehn Jahren selbstständig und habe mir zu Beginn erhofft, nicht jeden Monat an die Ausgaben denken zu müssen. Aber die Fixkosten machen keinen Urlaub und werden auch nicht krank wie Mitarbeiter*innen.

Gehen Sie denn gerne arbeiten?

Schon, aber man wünscht sich manchmal eine bessere Verteilung der Arbeit. Entweder klingelt das Telefon ununterbrochen oder man hat mehr Luft als einem lieb ist.

Wie meinen Sie, wird die Zukunft für Sie aussehen?

• Wann? Samstag, 21. April 2018, ab 08.30 Uhr

Wo? Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10,

10557 Berlin

Was? Alles zum Thema Arbeit

Mit wem? Worüber wollen Sie diskutieren? Schreiben Sie uns an tazlab@taz.de

• Tickets? Ab dem 3. Februar 2018

 

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Keine Ahnung. Man plant Monat für Monat und hofft, dass es bergauf geht. Ich habe das Gefühl, man arbeitet bis man irgendwann in die Kiste springt. In den Handwerksberufen kann man sich als Selbstständige nicht einfach zurücklehnen. Ich glaube nicht, dass man schafft, soviel anzusparen, dass man entspannt in Rente gehen kann. Zudem fehlt der Nachwuchs. Das liegt sicherlich zum einen an der Bezahlung, ich sehe es Brutto wie Netto, was man erwirtschaften muss und am Ende des Monats ist es schwindend gering, was dabei herauskommt. Zum anderen ist die Steuerbelastung zu hoch und die Kleinunternehmen werden zu wenig entlastet.

Würden Sie heute trotz aller Schwierigkeiten zur Selbstständigkeit raten?

Nein. Obwohl Friseurin mein Traumberuf ist, würde ich auch dazu nicht mehr raten. Es fehlen die Sicherheiten, du bist für alles verantwortlich und wenn es jetzt schon nicht reicht und du von der Hand in den Mund lebst, dann weißt du, du ackerst bis du umfällst.

Das Interview führte TORBEN BECKER, Redakteur taz lab