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Eifrig wird am zweiten Staatsvertrag gebosselt

Ost-Berlin (ap) - Nach dem Vollzug der Währungsunion nehmen die Regierungen beider deutscher Staaten nun den zweiten Staatsvertrag in Angriff. Bereits am Montag abend wollte der DDR-Koalitionsausschuß einen Fahrplan zur Ausarbeitung des Vertrages beschließen, der die politische Einheit regelt. Nach einem „Ersten Arbeitsentwurf“ der Bonner Ministerien soll die DDR vier Jahre lang nicht in den Länderfinanzausgleich einbezogen werden und müßte also mit den Mitteln des 115 Milliarden-Fonds „Deutsche Einheit“ zurecht kommen. Sie soll aber westliche Arbeitsschutznormen und die umfangreiche Lebensmittelgesetzgebung übernehmen. Keine Rücksicht wird auf die erst jüngst von der Volkskammer verabschiedeten Gesetze genommen: So soll die DDR das bundesdeutsche Zivildienstgesetz einführen.

Der stellvertrtende Sprecher des Bundesinnenministeriums, Haussmann, dementierte am Montag in Bonn, daß es einen „Entwurf“ zum zweiten Staatsvertrag gebe. Bisher seien lediglich „Strukturelemente“ ausgearbeitet worden. Die einzelnen Ministerien hätten Beiträge zu dem „Diskussionspapier“ geliefert. Sie seien aber nicht mit Ost -Berlin abgestimmt worden. In Bonner Regierungskreisen wird die Aufnahme von Verhandlungen über den zweiten Staatsvertrag in dieser Woche nicht ausgeschlossen, aber eher erst für nächste Woche erwartet. Zunächst wolle die Bundesregierung den Ausgang der Sitzung des DDR -Koalitionsausschusses abwarten.

Kanzleramtsminister Seiters sagte im Deutschlandfunk, er gehe nicht davon aus, daß die Frage, welche Stadt deutsche Hauptstadt sein solle, bereits im zweiten Staatsvertrag geregelt werde.

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