■ Kommentar: Eierkuchen über Bederkesa
Wenn man den Äußerungen aus Ampelkreisen trauen darf, dann müssen die EinwohnerInnen von Bederkesa am Sonntag eine Erscheinung gehabt haben: Statt der Morgensonne muß über dem kleinen Städtchen ein buttergelb strahlender Eierkuchen aufgegangen sein. Der kam vom prominenten Besuch aus der großen Stadt. Die Spitzen der Ampelparteien und- fraktionen waren erst in sich und dann in Klausur gegangen — und herausgekommen ist eine politische Wassersuppe mit vielen naturidentischen Aromastoffen: Unverbindliche Absichtserklärungen, aber das Klima ist bestens.
Die Ampelkoalition trudelt auf harte Konflikte zu: Wie gehts weiter in der Verkehrspolitik, was passiert mit der Hemelinger Marsch, überlebt das Kulturressort? Das 200-Millionen-Finanzloch stellt jede Politik in Frage — und all das spielte bei dem Treffen keine Rolle. Bremen steckt in einer ernsten Situation. Aber wenn der Laden auch zusammenkracht, Hauptsache das Klima ist gut.
Der Geist von Bederkesa schwebt jetzt über dem gleichnamigen See. Dieser See ist zwar ganz schön groß, aber dafür ziemlich flach. Das Wasser geht höchstens bis zum Zwerchfell, weil: Er schlammt langsam zu. Mein Gott, ist das beziehungsreich. Jochen Grabler
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