piwik no script img

Eherecht und Steuerrecht passen nicht zusammen

■ betr.: „Ehegattensplitting soll tabu sein“, „Eine kleine Steuerge schichte für Ehefrauen“, taz vom 19.8.1998

[...] Das Splitting für Ehen, die lebenslang kinderlos bleiben, muß selbstverständlich schleunigst gekappt werden, weil es gesellschaftspolitisch Unsinn ist, die Ehe finanziell zu fördern. Bei Splitting für Ehen, in denen Kinder erzogen werden, wird es komplizierter. Es kann erst dann abgeschafft werden, wenn endlich die häusliche Kindererziehung anerkannt wird, und zwar mit einem „Gehalt für Familienarbeit“, daraus Rentenansprüche, Unfallversicherung etc. Basis des Gehalts: Durchschnittseinkommen aller Versicherten.

Solange die Kindererziehungsleistung fast gänzlich auf eigene Kosten der Eltern stattfindet – abgesehen von einigen Monaten Erziehungsgeld und Rente –, muß das Splitting beibehalten werden. Sonst wird die finanzielle Situation für Familien noch schlechter als jetzt, und das will ja angeblich keine Partei.

Einen Webfehler hat das Splitting trotzdem, auch für Ehen mit Kindern: Wegen unseres patriarchalischen Güterrechts im Eherecht – der sogenannten Zugewinngemeinschaft – hat die Familienfrau (selten auch mal der Familienmann) keinen Rechtsanspruch auf die durch das Splitting gesparten Steuern. Das ist völlig absurd! Denn ursprünglich sollte durch das Splitting ein Teilausgleich stattfinden für den Gehaltsausfall der kindererziehenden und haushaltführenden Ehefrau; zugesprochen wurde es aber dem nichterziehenden Ehemann. Absurd wie so vieles zwischen den Geschlechtern (in Bonn)! [...] Eherecht und Steuerrecht passen überhaupt nicht zusammen, widersprechen sich. Das eheliche Güterrecht muß dringend geändert werden! [...] Gesa Ebert, stellv. Bundesvor-

sitzende der Dt. Hausfrauen-

Gewerkschaft e.V.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen