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Editorial

Während Sie diesen Satz lesen, werden die visuellen Reize schwarzer Formen auf dem Papier vom Zentrum der Retina in den unteren linken Schläfenbereich des Hinterhauptes transportiert. Dort werden sie von einer Hierarchie neuronaler Prozesse innerhalb von Sekundenbruchteilen in einfache geometrische Formen zerlegt.

Diese werden sukzessive in regelmäßige Zeichen und Zeichenketten zusammengesetzt. Deren Erkennung als Wort und die Analyse dessen isolierter und kontextualer Bedeutung verläuft entlang zweier paralleler Wege: dem phonologischen und dem lexikalischen.

Je nachdem, ob es sich bei einem gelesenen Wort um ein (un)bekanntes, ein (un)regelmäßiges oder gar ein Fremdwort handelt, erfolgt der initiale Zugang zu seinem Sinn. Entweder über seinen Laut, dessen Analyse im vorderen linken Schläfenlappen erfolgt, oder über eine Art ‚geistiges Lexikon’ – ein Areal im mittleren Schläfenlappen, in dem die Bedeutung uns bekannter Wörter gespeichert ist.

Das ist also Lesen. Ist das Lesen? Was ist Lesen? Das fragten sich 20 junge Journalismusbegeisterte, die die taz für vier Tage in Berlin zusammengebracht hat, um sich anlässlich der Leipziger Buchmesse dem Thema Lesen in seiner ganzen Vielfalt zu widmen. Lesen Sie selbst!

Max Schmidt, Stefan Steins

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