: Editorial
Heute jährt sich zum dritten Mal der Tag, an dem der Ayatollah Khomeini Salman Rushdie „zum Tode verurteilte“. Regelmäßige LeserInnen wissen, daß in der taz seit dem 28.Januar jeden Tag eine bekannte Schriftstellerin oder ein Schriftsteller einen Brief an Rushdie veröffentlichte. Günter Grass hat die Reihe eröffnet. Rushdie wird voraussichtlich nächste Woche antworten. Die Kampagne der taz ist von den anderen Zeitungen des Netzwerks WORLD MEDIA übernommen worden, so daß die Briefe zum Beispiel auch in 'El Pais‘ (Spanien), 'Libération‘ (Frankreich), 'La Stampa‘ (Italien) und 'Nesavisimaja Gaseta‘ (Rußland) erschienen. Außerdem haben der Deutsche PEN-Club und die britische Menschenrechtsorganisation „ArticleXIX“ kooperiert.
Nach Grass schrieben in dieser Aktion unter anderem Johannes Mario Simmel, Nadine Gordimer, José Saramago, Paul Theroux, Kazuo Ishiguro, Fahimeh Farsaie, Manuel Vásquez Montalbán, Ralph Giordano, Margaret Atwood, Gertrud Seehaus, Elfriede Jelinek, William Styron und Martin Walser. Und die heutigen Kulturseiten sind weiteren Briefen gewidmet.
Daß Öffentlichkeit notwendig ist — und zwar über die äußeren Anlässe hinaus —, betonen die meisten AutorInnen in ihren Briefen. Die Reaktionen auf die Aktion, die zumindest in den elektronischen Medien sehr stark und positiv war (während große Kulturblätter den Jahrestag schweigend begehen), hat gezeigt, daß die „Briefe an Rushdie“ geholfen haben, den fast vergessenen „Fall Rushdie“ wieder ins Bewußtsein zu bringen. Wir werden die Aktion in lockererem Rhythmus weiterführen.
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