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■ Die Krallauer und ihre Satiere „Katzhatz“Echtes Katzengold

Nach „Der große Katzenjammerhammer“, „Katze aus dem Drecksack“, „Katzenauge sei lachsam“ und dem Frauenspecial „Katerverstimmung“ beweisen die Krallauer mit „Katzhatz“ erneut, daß Kabarett nicht nur für die Katz sein muß und ernstes Engagement und ausgelassene Komik einander keineswegs ausschließen müssen.

Sie strotzen nur so vor verrückten Katerideen, frechen Katzbalgereien und Parodien, die schon mal den reinen Nonsens streifen – etwa wenn Helge Schneiders „Katzeklo“ nicht ganz stubenrein zum „Katzenfloh“ mutiert, der „beim Katzelmachen“ von einem zum andern „katerpultiert wird“. Wortverspielt hangeln sich die vier dabei von Nummer zu Nummer, ohne den roten Wollfaden zu verlieren.

Natürlich bekommt auch das Publikum den Spiegel vorgehalten und so manchen Katzenkopf ab. Mit beißender Ironie und ätzendem Spott nehmen die Krallauer neureiche Geldkatzen und Katzbuckler ebenso aufs Korn und auf die Schippe wie chauvinistische Dachhasen und dumm-naive Modemiezen – und machen sich für jene stark, die nur noch am Katzentisch der Gesellschaft Platz nehmen dürfen.

Ernst wird es immer dann, wenn es ums Hauptthema geht. Das ist, wie der Titel „Katzhatz“ schon verrät, die Verschärfung der Tierasylpolitik, unter der besonders Perser, Siamesen und chinesische Katzenbären (Pandas) zu leiden haben. Dramaturgisch geschickt schleichen sie um den heißen Brei und gehen den Zuschauern mit Samtpfötchen katzenfreundlich um den Bart, um dann um so überraschender und heftiger ihre Krallen auszufahren und um so tiefgreifender ins kranke Fleisch des Zeitgeists zu schlagen – ganz nach dem Motto: „Dies sind die gefährlichen Katzen / Die vorn lecken und hinten kratzen“, wie schon Georg Rollenhagen 1595 in seinem satirischen Tierepos „Froschmeuseler“ schrieb. Da bleibt so manchem nicht nur das Lachen im Halse stecken, sondern auch so manches Brekkie. Das ist Satire, wie sie sein soll, Kabarett, wie es sein muß, Kleinkatzenkunst, die – wie der Kenner Robert Gernhardt („Katzenpost“) trefflich formuliert – selbst aus Katzendreck Bonbon macht: Katzhatz hat's! Ludwig Lang

Wann die Katz in Ihrer Stadt gehatzt wird, entnehmen Sie bitte Ihrer lokalen Litfaßsäule.

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