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■ QUERBILDEchte Kerle

Manchmal wirft ein einziger Tag ein ganzes Leben aus der Bahn, weil alles zugleich schiefgeht. Bei Christoph (Christoph M. Orth) setzt die Freundin die Lawine in Gang. Sie trennt sich von ihm und stellt ihm gleich die Koffer vor die Tür, deren Inhalt er noch im Vorspann verliert. Nach dem fälligen Besäufnis wird Christophs große Frage sein, was er in der ersten Singlenacht noch alles verloren hat. Schließlich ist er, schön angekuschelt, im Bett des knackigen und schwulen Autoschiebers Edgar (Tim Bergmann) aufgewacht und erinnert sich an gar nichts mehr. In die Macho-Krise hinein bricht eine neue Kollegin (Carin C. Tietze), die sich nicht zum Currywurstholen schicken läßt, und so mancher Mißerfolg in seinem Beruf – als Kripo-Fahnder auf der Spur gestohlener Autos.

Natürlich kennt man das schon – die Demontage als Fortbildung, die Krise als Katalysator, der ein Leben weiterbringt. Doch was Regisseur Rolf Silber, der vor zwanzig Jahren Dokumentarfilme wie Brokdorf, eine Besetzung drehte, aus den Versatzstücken neuer deutscher Komödie macht, ist nun wirklich neu, und ergibt am Ende – zum Glück – noch nicht einmal eine „neue deutsche Komödie“. Dazu sind die Wirrungen der Figuren zu wenig eindeutig witzig und zu vielschichtig. Nicht Schadenfreude ist hier Lachmotor, sondern wiedererkannte alltägliche Unzufriedenheiten. Silbers Figuren sind tatsächlich alltäglich, manchmal fast banal, und eben deshalb gut getroffen. Vor allem ist es aber Silbers Blick auf sie, der neu wirkt: er ist aufmerksam, manchmal sogar liebevoll. Auch Schwule sind hier keine Witzfiguren-Staffage wie noch im Bewegten Mann, sondern (relativ) alltägliche Männer mit Verletzungen, Eitelkeiten und dem Wunsch nach Nähe.

Neben den doppelbödigen Dialogen sind die Darsteller Silbers Gold: Christoph M. Orth, so kokett, charmant und ekelhaft wie ein richtiger Macho, ist auch als Verunsicherter grandios, und „Anfänger“ Tim Bergmann als schwuler Autoschieber zwischen markierter Lockerheit und verliebter Enttäuschtheit auch. Sie sind der Angelpunkt des Films – ein Liebespaar, das keines wird und trotzdem Eifersucht und Besitzanspruch zeigt. Daß jeder am Ende doch noch glücklich wird, ist natürlich klar. tom

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