Kommentar (siehe S. 23): Echt überfordert
■ Auswanderung ist auch Bremer Thema
Bremerhaven war eine der wichtigsten Städte europäischer Auswanderung. Im 19. und 20. Jahrhundert verließen rund sieben Millionen EuropäerInnen den Kontinent im Alten Hafen oder an der Columbuskaje. Seit über zehn Jahren träumen Hobby- und professionelle HistorikerInnen in Bremerhaven deshalb davon, das Thema in einem eigenständigen Museum aufzubereiten. In den Vorbereitungen auf die Expo 2000 in Hannover wurden aus den Träumen erst Projekte und dann Luftschlösser. Fünf Jahre nach der Verkündung ehrgeiziger Pläne, Bremerhaven als „Ellis Island Europas“ zu präsentieren, zeigt sich, dass das handelnde Personal in der Seestadt mit dem Thema offensichtlich überfordert ist.
Zwei Computerterminals mit Zugriff auf – umstrittene – Auswander-Datenbanken, die Ausstellung „Aufbruch in Fremde“, ein Kongress und Traumrestbestände von „Erlebniswelten“ sind von den Plänen geblieben. Das ist diesem spannenden Thema und den ungezählten US-AmerikanerInnen, die nach ihren europäischen Roots suchen, überhaupt nicht angemessen.
Es müsste endlich mal jemand frech sein und sagen: „Die Auswanderer sind auf dem Weg in die USA auch durch Bremen gekommen, haben hier zum Teil ihre letzte Nacht auf europäischem Boden verbracht. Wir zeigen das Projekt in Bremen – zum Beispiel in der Nähe des zugeschütteten Übersee-Hafens.“ Christoph Köster
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