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Easy Metal

■ Götz Alsmann auf der Bühne ist etwas ganz anderes

Die Möglichkeit, ein Presse-Interview zu Werbezwecken zu nutzen, scheint Götz Alsmann kaum zu interessieren. So erzählt er erstmal von Frau und Kind und von der verehrten Heimatstadt Münster. Und wie es der taz denn gehe und was in Hamburg so los sei...

Werbung hat der Entertainer, zumindest was das Fernsehen angeht, auch kaum nötig. Fernsehparties dies- und jenseits des guten Geschmacks hat er geschmissen, vom Rias-Jugendmagazin bis zur RTL-Gong Show. Seit 1994 moderiert Alsmann die NDR-Spät Show, nun häufen sich die Angebote. Als Wilde Herzen-Komödienschauspieler und als Gastgeber einer ARD-Samstag-20.15-Uhr-Familienshow will er in Zukunft noch mehr „riesigen Spaß“ haben.

„Ich bin gern der Kasper und nehme nichts wirklich ernst in der Show, auch mich selbst nicht,“ sagt der 38jährige und räkelt sich gemütlich im Hotelbar-Sessel. Als das Gespräch aber auf die Musik kommt, ist Götz Alsmann voll bei der Sache. Nicht ohne Stolz erzählt er, daß er seit dem 14. Lebensjahr mit Bands tourt, ein rundes Dutzend eigene Platten aufgenommen hat und nebenbei in Musikwissenschaft promovierte, „mit 27, das ist doch ganz ordentlich!“ Dazu kommen noch „unzählige“ Studio-Jobs mit so ziemlich allen Instrumenten, die Tasten oder Saiten haben.

Doch wie soll man seine Musik nun einordnen? Wer es sich leicht machen will, würde sagen: ein bißchen Rock 'n' Roll und Jazz, etwas Latin, ein paar Schlager – tanzbar, fröhlich und nicht gerade Avantgarde. Der Leader der fünfköpfigen Götz Alsmann Band will es sich nicht leicht machen und sagt: „Meine Plattenfirma verkauft das als Easy Listening, aber ich denke, ich mache einfach Musik. Ein bißchen altmodische vielleicht, aber ich spiele sie nicht altmodisch. Es wäre auch Quatsch zu behaupten, früher habe es bessere Musik gegeben.“

Überhaupt sieht Alsmann Musik als „Selbstbedienungsladen“, in dem er sich bei seinen Kompositionen und Coverversionen gern bedient. Heraus kommt dabei „irgendwie so eine Art Popmusik“ – zumindest laut seiner Definition. Sauber, glatt und unaufdringlich läßt er seine Stücke auf Platten produzieren, dafür sind die Konzerte um so frecher und fetziger.

„Live sind wir wie eine Heavy-Metal-Band, nur daß es bei uns eben eine Posaune statt der Gitarre gibt, finden Sie nicht?“ Vielleicht nicht so ganz, aber man kann sich vorstellen, was Alsmann damit meint. Das Revoluzzer-Gehabe vermeintlich jugendlicher Stars regt ihn nämlich ziemlich auf, nur Techno und Hip Hop kann er als originär akzeptieren. Alles andere sei Revival, „auch Nirvana waren doch nur wie Led Zeppelin mit etwas anderen Mitteln. Das ist ideologisch auf derselben Wellenlänge wie Dixieland-Frühschoppen.“

Der Mann mit der Wiedererkennungs-Frisur applaudiert höflich für die Pianistin der Hotelbar, und dann verrät er noch, daß es jetzt ein Extra-Bonbon fürs norddeutsche Publikum gibt: eine Live-Act-Version seines Spät-Show-Max-und-Moritz-Raps. Weil Alsmann großen Wert auf die Trennung zwischen Fernsehen und Live-Musik legt, seine Fans bei vergangenen Konzerten aber immer wieder nach „Max und Moritz“ gerufen haben, wird er die heute vielleicht als Zugabe bringen, „wenn's schwerstens gefordert wird. Aber schreiben Sie das bloß nicht, sonst müssen wir es die ganze Nacht lang spielen!“

Nele-Marie Brüdgam

Heute, Gr. Freiheit 36, 23 Uhr

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