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EWI – prestigeträchtig und inhaltsleer

■ Das Europäische Währungsinstitut hat keine Aufgaben und bringt kaum Nutzen

Frankfurt/Main (dpa/taz) – „Frankfurt, Europas Finanz- Hauptstadt“ titelt die französische Zeitung Liberation nach der Entscheidung, das Europäische Währungsinstitut (EWI) als Vorläuferorganisation der EG-Zentralbank am Main zu etablieren. Im Gegensatz zu zahlreichen ausländischen Reaktionen fielen die Kommentare in Deutschland vor allem in der Bankenmetropole am Main positiv bis euphorisch aus – obwohl es dafür keinen Grund gibt.

„Das ist wie mit der Entscheidung, Berlin zum Regierungssitz zu machen“, heißt es hingegen in Bankenkreisen hinter vorgehaltener Hand. „Erst knallen die Sektkorken, dann kommt der Kater.“ In der Tat: Die unmittelbaren Folgen des Kompromisses der EG- Regierungschefs für den „weltweit anerkannten Finanzstandort“ werden in diesem Jahrzehnt äußerst gering sein. Die deutsche Bankenmetropole gar in einem Atemzug mit dem wichtigsten Weltfinanzplatz London zu nennen zeugt von viel Patriotismus, aber wenig Fachkenntnis. In London erreichte 1992 der gesamte Aktienhandel 1.878 Milliarden DM, in ganz Deutschland gerade mal 1.415 Milliarden DM, wovon nur etwa 70 Prozent in Frankfurt abgewickelt wurden.

Auch beschäftigungspolitisch werden das EWI und die geplante Euro-Bank keine fühlbaren Effekte in der Frankfurter Banking- Community mit 50.000 Stellen auslösen. Die Startmannschaft unter dem designierten Präsidenten Alexandre Lamfalussy, 20 Personen, wird durch Abordnungen der EG- Notenbanken gedeckt. Selbst eine Ausweitung auf eine EWI-Belegschaft von 200 kann den Arbeitsmarkt nicht sanieren. Büroraum für das EWI ist reichlich vorhanden, denn derzeit stehen in der Mainmetropole 500.000 Quadratmeter Bürofläche leer.

Über Größe, Belegschaft und Aufgaben der Europäischen Zentralbank (EZB) lassen sich derzeit allenfalls Spekulationen anstellen. Schon die Aufgaben des Vorläuferinstituts EWI sind bislang nicht exakt formuliert. Der Auftrag lautet lediglich „Kooperation und Koordination“ für den Übergang in die Endstufe einer Zentralbank. Es hat keine Befugnisse, in die Geldpolitik der nationalen Zentralbanken hineinzureden. Nach Aussage von Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer wird die EG- Zentralbank dezentral aufgebaut. Dabei werde sie sich auf die vorhandenen nationalen Währungsapparate stützen.

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