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EINER WIE WIR

■ „Batshit“ - die Batifizierung der Dritten Art

Das vertrackt-irre Hoppla-hopp- hier-bin-ich-Seiende und überhaupt verquast Überrumpelnde am Bat-Boom-Man ist die Gleichzeitigkeit, mit der alle Facetten des Gefiederten auf einen hereinbrechen. Batman ist ein Springflutmann aus einem Umkreis von 360 Grad - wohin du dich wendest: Er ist schon da.

Im Frühling dieses Jahres vernahm man erste Vorboten, leise anrollende Signale der großen Welle. Als es wärmer zu werden begann, wurden über dem Bauch und unter die Jeansjacke T -Shirts mit seinem Signet gezogen. Hier und da flüsterte es aus den Hifi-Anlagen von Prince-Fans: Batman kommt. Und dann kam er. Wie gesagt: mit einer fulminanten Gleichzeitigkeit aller denkbaren Bat-Facetten. Kaum Original geworden, war schon die Parodie auf dem Markt. Noch kein Filmstar, lief auch schon die Platte dazu. Gerade erst Phänomen, schon eingekreist von der Kritik. Just ein Andenkenrenner, doch kaum mehr Fans - nurmehr Konsum-Kids, die mit einer langen Bat-Liste die Parentalgeneration nerven.

Batman ist überall und nirgends richtig faßbar. Aufgestiegen zum modernen Amateurmythos, trivialisiert durch den säkularisierten Devotionalienhandel. Auf so einem Höhepunkt fällt auch diese Welle in sich zusammen. Wer gibt dem Überall-Man den Gnadenschuß? Das nächste Jahr, der nächste Hit; einmal durch vier Jahreszeiten gegangen, bitte nicht wiederwählen. Den Rest erledigt das gelangweilte Publikum, nachdem der Radiomoderator dazu aufgefordert hat. Wo die major companies noch Platz lassen zum Vermarkten - in der Ironisierung, Kritik, Verfremdung und Anbetung über das gesunde Maß hinaus - stellen sich lokale Gruppen ein: ein Surfen auf dem Kamm der industriell organisierten Batmerchandising-Maschine, Gegenpol, Rettung und Absahnen in einem. Am kleinen Ende der großen Kette, kurz vor '90: Batshit, die kritische und doch sympathisierende Ausstellung für das intelligentere Publikum im Comicladen nebenan, eine Verkaufsausstellung mit Niveau, in der Asterix auf den Elefantenpress kommt - und in eben deren ehemaligen Räumen findet's auch statt.

Batshit ist das ganze Zeug zwischen Bleistift und Toilettenpapier, auf das Batman-Signets gedruckt wurden. Bevor jemand fragt: Was gibt es alles an Batshit?, sollte die Frage sein: Was gibt es nicht? Nichts. Überallhin kann man Batzeichen setzen, gar kein Problem.

Da ist die eine Vitrine voller Bat-Tünneff nur ein müder Abklatsch von. Wenn du willst, ist dein Leben ein Bat-Leben, bis zur Unterhose: Das Signet ist an der korrekten Stelle, und wenn die Schwellkörper wachsen, gehen die Flügel nach unten: Fly, Robin, fly. Wer Silver Connection nicht mag, hört stattdessen: The Batman, Batman Theme, Exclusive Original Television Soundtrack Album, Look out for Batman, Batman and his Grandmother. Sollten die Warner-Brüder tatsächlich irgendein Detail deines Lebens vergessen haben zu bebaten, dann kannst du dir immer noch Aufkleber holen und aus deinem Mountain-Bike ein Bat-Bike machen, aus deiner Frühstücksschrippe ein Bat-Bread.

Gut, das ist nicht besonders komisch, aber was soll man tun: Das Terrain ist reichlich abgegrast, und die Einfälle liegen sehr leichenblaß am Wegesrand. Ein Umstand, mit dem es auch die Ausstellung zu tun bekommt. Was ist genial an Wortspielen wie Bat-Man oder Bett-Man? Und wieviel Eigensinn von Zeichnern ist am Werk, wenn sie Batman zur Person wie du und ich machen, unrasiert am Tresen stehend, oder dickbäuchig in puffiger Atmosphäre? Von Genschman mal ganz zu schweigen. Das nagt alles an der einen Grundidee, doch der Kuchen ist längst alle, der Konsument satt und die major companies basteln an der Kreation fürs nächste Jahr.

Bis dahin aber werden die Krumen wiedergekäut, denn der Winter ist lang und der Vorrat minimal. Noch einmal wird die wahre Geschichte des Bruce Wayne geschrieben, Empfehlungen für das Leben gegeben und für die Mondsucht im besonderen. Aber, was soll's. Bevor Batman im Zieleinlauf zusammenklappt, wird schnell noch dieser Artikel abgegeben. Das bringt 55 Pfennig die Zeile.

Höttges.

„Batshit“, Parodien & Lokalikes, Devotionalien, bis zum 30.11. (Mo-Fr 11-18.30 Uhr, Sa 11-14 Uhr) im Groben Unfug, Zossener Straße 32.

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