: EG beschließt Vergeltung im Handelskonflikt
■ In Brüssel einigte man sich auf „Strafzölle“ für Futtermittel und Reis aus den USA / Europäer zunehmend erbost über Dollarkursverfall / USA wird „Währungsdumping“ vorgeworfen / Zinssenkung bei 1,70–Kurs? / Roth hat Verständnis für USA
Berlin (dpa/taz) - Die Vertreter der zwölf EG–Staaten haben sich in der Nacht zum Freitag darauf geeinigt, ab Februar die Einfuhr von jeder Tonne Maisstärkefutter und bestimmter Reissorten aus den USA mit einem Strafzoll von 42 bis 55 Ecu zu belegen (1 Ecu = 2,14 DM). Die Maßnahme soll in Kraft treten, wenn die USA ihrerseits - wie angekündigt - Agrargüter aus der EG wie z.B. Käse und Wein mit 200 nandersetzungen mit den USA. Unterdessen wird die Aufregung bei der bundesdeutschen Exportwirtschaft über den Kursverfall des US–Dollars immer größer. Industrie– und Handelstags–Präsident Otto Wolf von Amerongen sieht darin ein „Währungsdum ping“, mit dem die USA ihren Export ankurbeln und die defizitäre Handelsbilanz ausgleichen wollten. Eine Umfrage von dpa bei Branchenvertretern scheint die Sorge Amerongens um den bundesdeutschen Export zu bestätigen. Der Maschinenbau, der sich in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres noch zweistelliger Export–Zuwachsraten erfreute, rechnet wegen des Dollarverfalls 1987 mit einem Minus. Die Chemieindustrie ließ verlauten, daß ihre Exportschmerzgrenze bereits bei einem Dollarkurs von 2,20 DM gelegen habe. Die Automobilindustrie mit einem Exportanteil von 60 den Dollarverfall ebenso wie die Elektroindustrie. Bundeskanzler Kohl meinte gegenüber „ Bild“, er beobachte die Entwicklung nicht ohne Sorge, während SPD–Wirtschaftsexperte Wolfgang Roth ein gewisses Verständnis für die USA aufbrachte: „Die USA holen sich jetzt die drei Millionen Arbeitsplätze zurück, die sie durch die Exportoffensive vor allem der Japaner und der Deutschen verloren haben.“ Am Frankfurter Devisenmarkt rechnen Beobachter damit, daß die Bundesbank bei einem Dollarkurs von 1,70 DM (z.Zt. 1,84 ) den Diskont–Leitzinssatz senken wird, um den Strom ins Land fließender Devisen und dadurch den Anstieg des DM–Kurses zu bremsen. Die im vergangenen Jahr von Washington so gerühmte Währungsvereinbarung USA–Japan scheint ihre erste Belastungsprobe nicht zu überstehen. Führende Finanz– und Wirtschaftspolitiker Japans haben gestern ihre Absicht bekräftigt, durch Interventionen auf den Devisenmärkten den Verfall des Dollarkurses gegenüber dem Yen zu bremsen. Sie fühlen sich dabei allerdings von den USA im Stich gelassen, die zur Zeit nichts unternehmen, um den Dollarkurs zu stabilisieren. ulk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen