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Dzierzynski zum ersten...

■ Ausrüstung der Honecker-Leibgarde wird verkauft

Frankfurt (dpa) — Als vor gut einem Jahr der damalige Staatsratsvorsitzende Erich Honecker entmachtet wurde, mußte auch seine Leibgarde, das Ostberliner Wachregiment „Feliks Dzierzynski“, gehen. Angehörige dieses rund 6.000 Mann starken Stasi-Eliteverbandes sollen nach der Wende in den Braunkohlebergbau geschickt worden sein. Der Verkauf von Ausrüstungsgegenständen der Truppe soll jetzt zur Entlastung des Bundesetats beitragen.

„Von Uniformen über Unterhosen bis zu Stahlhelmen und Stiefeln haben wir in den vergangenen sechs Wochen mehrere tausend Utensilien des Wachregiments versteigert“, sagt Hans Joachim Przychowski, Geschäftsführer der VEBEG (Verwertungsgesellschaft für Besatzungsgüter) in Frankfurt. Den Auftrag habe das Unternehmen vor drei Monaten vom damaligen DDR-Innenministerium erhalten. Der Erlös, rund 800.000 Mark, solle in den nächsten Tagen dem Bundeshaushalt zugeführt werden, erzählt der 56jährige.

Die versteigerten Uniformteile hätten problemlos losgeschlagen werden können. Gebote seien überwiegend von Interessenten aus westeuropäischen Ländern gekommen. Zum Preise von einer Mark pro Stück habe beispielsweise ein Militaria-Händler aus den Niederlanden rund 1.800 Koppelschlösser erworben, auf denen das DDR- Wappen mit Hammer und Zirkel im Ährenkranz prangte. „Rund 2.000 steingraue Uniformjacken mit den Ärmelstreifen „Wach-Rgt. F. Dzierzynski“ gingen zum Stückpreis von drei Mark vom Tisch“, erzählt Przychowski. Heiß begehrt seien aber auch Stahlhelme, Mützen und Schuhe der inzwischen aufgelösten Stasi-Einheit. Rund 5.400 Schirmmützen habe ein deutscher Interessent für knapp 2,50 Mark pro Stück erworben. Stahlhelme gab es für etwa acht Mark je Exemplar. „In Sammlerkreisen sind derartige Objekte aber schon heute mindestens das Zehnfache wert“, meint Przychowski. Ein Italiener habe gleich kistenweise einen Posten funkelnagelneuer schwarzer Halbschuhe ergattert. Für die knapp 2.300 Paar seien rund 13.000 Mark hingeblättert worden, keine sechs Mark je Paar. Einen Posten ist das Frankfurter Unternehmen jedoch bis heute nicht losgeworden: „Etwa 7.000 blaue Hemden und Blousons der FDJ konnten wir vermutlich nicht nur deshalb noch nicht verkaufen, weil sie aus 67 Prozent Polyester bestehen“, klagt der VEBEG-Chef.

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