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Archiv-Artikel

Durchbruch beim Bundesliga-Fernsehen

Die Pay-TV-Sender Premiere und Arena einigen sich überraschend darauf, die Fußballbundesliga im Kabelfernsehen gemeinsam zu übertragen. Flächendeckender Liga-Empfang bis 2009 gesichert. Premieres Aktienkurs steigt um 25 Prozent

VON TARIK AHMIA

Das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft brachte den Durchbruch, berichten Insider. Die beiden Chefs der Pay-TV-Sender Premiere und Arena, Georg Kofler und Parm Sandhu, verabredeten am Sonntagabend nach dem Drama in Berlin ein gemeinsames Frühstück, um ihr eigenes Drama zu einem Happy End zu bringen. Bei Kaffee und Brötchen wurde am nächsten Morgen dann eine kaum mehr für möglich gehaltene Lösung im Poker um die zukünftige Fernsehübertragung der Fußballbundesliga vereinbart. Gestern wurde die Lösung bekannt: Die bisherigen Erzrivalen in Sachen Bundesligarechte werden ab dem 11. August alle Spiele der ersten und zweiten Bundesliga gemeinsam und flächendeckend in den deutschen Kabelnetzen verbreiten. Als Reaktion legte der Aktienkurs von Premiere gestern um bis zu 25 Prozent zu.

Freude und Erleichterung gab es nicht nur bei Premiere, sondern bei allen Beteiligten: „Die Vereinbarung ist eine Win-win-Situation für Arena und Premiere“, sagte Susanne Jahrreiss von Arena zur taz. „Wir sind damit sehr zufrieden“, freute sich auch Christian Pfenning von der Deutschen Fußball Liga (DFL). Premiere-Chef Georg Kofler sprach von einer guten Nachricht für Fußballfans. 800.000 Premiere-Sportabonnenten werden künftig für 14,90 Euro monatlich mit dem Bundesliga TV von Arena beliefert.

Lange hatte es so ausgesehen, als hätte Arena seinen Konkurrenten Premiere in Sachen Bundesliga ausgebootet. Branchenneuling Arena hatte im vergangenen Dezember in einem Überraschungscoup für mehr als 700 Millionen Euro die Fernsehrechte an drei Spielzeiten der ersten und zweiten Bundesliga von der DFL ersteigert. Damit brach dem bisherigen Rechteinhaber Premiere ein wesentlicher Teil seiner Existenzgrundlage weg. Der Premiere-Kurs sackte über Nacht um 40 Prozent.

Seitdem hat Arena mit der Kabel Deutschland AG (KDG) über die Ausstrahlung der Bundesliga im KDG-Kabelnetz verhandelt – bislang ergebnislos. Kabel Deutschland ist mit 15,3 Millionen Kunden in 13 Bundesländern Deutschlands größter Kabelnetzbetreiber – ein nahe liegender Partner für Arena, die selbst eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Kabelnetzbetreibers Unity Media ist. Unity betreibt jedoch nur in den drei Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen eigene Kabelnetze und ist auf KDG dringend angewiesen, um die von der DFL geforderte Flächenabdeckung zu erfüllen und die Rechtekosten wieder einzuspielen. Aus lauter Not und Zeitdruck empfahl die Kabeltochter Arena in letzter Zeit interessierten Neukunden, sich eine Satellitenschüssel anzuschaffen.

Ausgerechnet Erzrivale Premiere liefert nun den Schlüssel für den Einstieg Arenas bei KDG durch die Hintertür. Denn das Arena-Programm wird nun als Teil des Programmangebotes von Premiere in das Netz von KDG einspeist. Davon profitieren alle drei: Premiere hat auch in Zukunft die Bundesliga im Angebot, Arena erhält Zugang zu den Premiere-Abonnenten und den 9,6 Millionen Haushalten mit KDG-Kabel. Aber auch Kabel Deutschland sieht sich nicht als Verlierer: „Wir sind mit dem Ergebnis extrem zufrieden“, sagte Stefan Schott von KDG gestern zur taz. KDG habe durch die Lösung keinen Wettbewerbsnachteil, weil nun jeder Kabelkunde die Bundesliga sehen könne. „Wir profitieren von der Lösung, weil sie das Kabel insgesamt stärkt“, sagt Schott. „Gleichzeitig vermeiden wir das Risiko, bei einem exklusiven Geschäft zwischen Arena und KDG Geld zu verlieren.“ Jetzt muss Arena alleine beweisen, dass die Firma in drei Jahren 700 Millionen Euro bei den Bundesligafans verdienen kann. „Das wird sich rechnen“, sagte Arena-Geschäftsführer Parm Sandhu. Das nächste Pokerspiel beginnt.