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Durch alle Gattungen

■ Drei Tage Programm: „Lateinamerika pur“ im Monsun Theater Von Petra Schellen

Ein bisschen ist es in den letzten Jahren in Mode geraten, ein biss-chen keimt – wie immer bei derartigen Trends – der Verdacht, es könnte sich um eine der zahlreichen Eintagsfliegen handeln: Kubanische Rhythmen jeder Couleur werden seit Jahren auch in Hamburg allsommerlich gespielt, Tangonächte gehören ganzjährig zur Pflicht. Und selbst vor dem Finntango, wortreich in M.A. Numminens Buch Tango, meine Leidenschaft in Worte gepresst, macht die Tanzbespielung verschiedenster Räumlichkeiten nicht Halt.

Warum auch nicht mal wieder in Bewegung geraten, warum nicht neue, eigene Latino-Facetten dadurch basteln, dass man wenigstens so tut, als sei das, was man hierzulande produziert, dem Original in irgendeiner Weise vergleichbar. Zur Überprüfung braucht man dann vielleicht gar nicht mehr in die betreffenden Länder zu fahren.

Dennoch – auf den Grat zwischen Klischee und Authentizität wagt sich jetzt auch das Monsun Theater, das vom 3. bis 5. August ein Lateinamerika-Wochenende plant, angekündigt als „großes Sommerspektakel“. Quer durch alle Gattungen sollen die Veranstaltungen reichen, mit Live-Musik, Tanz, Lesungen und Filmen aufwarten. Und vielleicht können sie jene ein bisschen in Urlaubs-Einlullung versetzen, die der Großstadt im Sommer nicht entkommen sind – aus welchen Gründen auch immer.

Der mexikanische Tänzer Shanti de Oyarzabal wird im Zentrum des Programms stehen, seit langem kein Unbekannter auch in der Berliner Kulturszene und jetzt vom Monsun für Hamburg engagiert: Eine Mixtur aus Riten der mexikanischen Huichol-Indianer und schamanischen Tänzen aus Java wird der Performer wagen, eine Entäußerung der ganz eigenen Art versuchen und so – vielleicht – transformierende Körpersprache neu erfinden.

Die Grenzen zwischen Theater und Tanz will Oyarzabal, so die Vorankündigung, auflösen helfen, prosaische Bewegung ohne Umweg in tänzerische überführen und – sei es in Zeitlupe, sei es rasend schnell – minimalistisch Etappen dieses Vorgangs sichtbar machen. Ob die so geschaffene Bewegungspoesie aus Versatzstücken eine neue Geschichte zusammensetzt, die ähnlich authentisch wie der Mythos ist, oder es bei Zitaten belässt, wird dann im Einzelnen zu prüfen sein.

Zeitgrenzen zu transzendieren, konventionelle, angeblich wissenschaftlich untermauerte Begriffe von „vorher“ und „nachher“ in Zweifel zu ziehen, hat sich der kubanische Fotograf Edgar Salazar Rondón zur Aufgabe gemacht, dessen Ausstellung den Titel Sea la luz y se hizo el humo (Es werde Licht und Rauch stieg auf) trägt. Die Zigarre spielt auf den Fotos des Künstlers die wichtigste Rolle, mal auf einem Almosenteller liegen geblieben, mal im Munde hochrangiger Persönlichkeiten steckend: Stillleben der besonderen Art, die die Welt aus Mausperspektive beobachten helfen. Der Künstler stellt übrigens erstmals außerhalb Kubas aus.

Zeitgenössische kubanische Malerei wird die Galeristin Gabriele Meyer-Ullrich präsentieren – eine umfangreiche Sammlung, über die zu diskutieren im „Salon Latino“ Gelegenheit sein wird, der das Lateinamerika-Wochenende am Monsun Theater beschließt: Den kolumbianischen Schriftsteller und Bildenden Künstler Arturo Alape und den chilenischen Autor Carlos Franz haben die OrganisatorInnen zu der Veranstaltung geladen. Und während Alape eine Biografie des kolumbianischen Guerillaführes Marulanda (Tirofijo) präsentiert, wird Franz aus seinem Roman Donde estuvo el paraiso (Wo einst das Paradies war) lesen, der im vergengenen Jahr auch auf Deutsch erschien. Carlos Franz weilt derzeit als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Berlin.

Was es noch geben wird: lateinamerikanische Kurz- und Dokumentarfilme, darunter Far Away From Here des Peruaners Juan Alejandro Ramirez, nachmittägliche Live-Musik im Hof des Theaters sowie eine Nacht mit dem kolumbianischen DJ Otto Salas.

Fr, 19 Uhr: Fotoausstellung Sea la luz y se hizo el humo; 20.30 Uhr: Schamanenritual mit Pilar Ortega + Tanzperformance mit Shanti de Oyarzabal, danach Cuba-Disco

Sa, 15 Uhr Latino-Musik im Hof; 19.30 Uhr: Pilar Ortega + Shanti de Oyarzabal; 21.15 Uhr: Show lateinamerikanischer Tänze. 22 Uhr: Tango-Nacht

So, 12.30 Uhr: Dokumentarfilme aus Lateinamerika. 15 Uhr: Latino-Musik im Hof; 20 Uhr: Lesung mit Arturo Alape und Carlos Franz

Monsun-Theater, Friedensallee 20, Tel. 390 31 48

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