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■ Mit Kreditvergabe auf du und duDurch Schneider gelernt?

Berlin (taz) – Nicht für jeden muß Weihnachten ein Fest der Besinnung sein. In den großen Bankhäusern der Republik gab man sich nach dem gestrigen Prozeßende im Fall Schneider nicht sehr nachdenklich.

Gefragt, ob die fünf Milliarden Mark Schulden, die Schneider 1994 hinterließ, die Praxis der Kreditvergabe verändert haben, zeigten sich die Banken selbstbewußt. Bei der Bayerischen Vereinsbank sei keine Veränderung nötig gewesen, sagt Pressesprecher Josef Schießl. „Wir waren an dem Fall Schneider nicht beteiligt und haben unsere Kreditobjekte immer ordentlich geprüft.“

Auch bei der Commerzbank war man einen Tag vor Heiligabend entspannt: „Wegen Herrn Schneider mußten wir keine Konsequenzen ziehen, wir waren ja gar nicht involviert“, meint auch Pressesprecher Peter Pietsch kühl. Zwar sei richtig, daß die Commerzbank bei der Kreditvergabe vorsichtiger geworden sei. Doch dies habe allein mit den von Jahr zu Jahr zunehmenden Unternehmenspleiten zu tun.

Ganz so spurlos ist die Schneider-Affäre an der Deutschen Bank natürlich nicht vorübergegangen. Dort hatte Schneider mit 1,5 Milliarden Mark in der Kreide gestanden. Man habe daraufhin die Kreditvergabe für gewerbliche Immobilien in einer zentralen Unternehmenseinheit zusammengefaßt, erläutert Pressesprecher Dierk Hartwig. Denn Schneider habe gerade die Informationslücken zwischen den verschiedenen Bankbereichen wie Hypothekenbanken oder Filialgeschäften ausgenutzt. Das solle nun verhindert werden. „Insgesamt hat die Deutsche Bank aber keine demonstrative Defensivpolitik in der Kreditvergabe betrieben“, so Hartwig weiter.

Auch die Westdeutsche Landesbank ist nicht gänzlich unbeeindruckt geblieben. „Natürlich haben wir unsere Kreditstandards im Lichte der Schneider- Affäre überprüft“, räumt Pressesprecher Michael Wilde ein. Doch die WestLB sei zu dem Ergebnis gekommen, daß ihre existierenden Standards sich bewährt hätten.

Nur in der Dresdner Bank war Weihnachten bereits voll im Gange: „Einen Tag vor Heiligabend können wir auf die Schnelle dazu nichts sagen.“ Niels Boeing

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