: Dunkle Schlucht in geltenden Grenzen
■ Park am Pinnasberg: Kompromißloser Staatsakt ohne Konsens Von Heike Haarhoff
Es war ein Auftritt wie bei einem Staatsakt nach Jahren der politischen Dialogunfähigkeit: Der entsprechend hohe Erwartungsdruck machte sachliches Verhandeln schwer. Am Montag begab sich Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow (SPD) auf Einladung des Hafenrandvereins nach St. Pauli-Süd, den umstrittenen Park am Pinnasberg mit den AnwohnerInnen vor Ort zu diskutieren.
Doch die erhoffte gleichberechtigte Beratung, ob, in welcher Größe und aufgrund welcher Bedürfnisse ein Park am Pinnasberg – der baurechtlich zulässigen Wohnbebauung zum Trotz – möglich sei, fand nicht statt. Denn der Senator präsentierte ein abgespecktes Park-Konzept, ausgeheckt vom Landesplanungsamt und den ortskundigen SPDlern Ingo Kleist (Bürgerschaft) und Olaf Scholz (Kreisvorstand Altona), und nannte es „Kompromiß“: Über die Gestaltung als selbstverwaltete Fläche ließe sich reden, aber nur „in den geltenden Grenzen“.
Und die sind eng: Die Stadt will die Grünflächen rund um die St. Pauli-Kirche mit dem Schauermannspark verbinden und letzteren entrümpeln. Auf das geplante Wohnhaus zwischen Hafen- und Fußgängertreppe werde verzichtet. Ein Teil des dadurch wegfallenden Wohnraums soll durch Aufstockung der übrigen geplanten Wohnhäuser am Pinnasberg auf sechs Geschosse kompensiert werden. Die AnwohnerInnen lehnen die „verdunkelte Schlucht“ ab. Der Elbblick würde weitestgehend versperrt, das Viertel drohe zu explodieren, wenn weitere Menschen hinzuzögen.
„Das ist keine Ideallösung“, räumte Mirow ein. Da der Planungsprozeß aber abgeschlossen sei – die Bürgerschaft beschloß den B-Plan erst vor zwei Jahren gegen den Willen des Bezirks – „muß man sehen, was jetzt noch möglich ist“. Die Probleme des Stadtteils wie Arbeitslosigkeit, Armut, Tourismusindustrie und soziale Konflikte zwischen mehr als 100 Nationalitäten auf engstem Raum ließen sich nicht einzig über den Park lösen. „Aber ein gemeinsames Projekt kann Veränderung bringen“, warb Diplomat Mirow um Konsens. Es sei ein legitimes gesamtstädtisches Interesse, neuen Wohnraum durch Nachverdichtung zu schaffen. Verzichte man auf die gesamte Häuserzeile am Pinnasberg, entstünden der Stadt nicht zu verkraftende Verluste.
„Ich finde es zum Kotzen, daß hier nur über Geld, nicht aber über Inhalte geredet wird“, schäumte Sabine Stoevesand von der GWA über die städtische Ignoranz, „daß der Park als Kommunikationsort soziale Folgekosten verhindern hilft“. Notfalls ließe sich der Park über eine Kurtaxe für Touristen finanzieren. Mirows Park sei keine Erholungsfläche, sondern ein unbrauchbarer Hang.
Beide Seiten wollen ihre Forderungen noch einmal überdenken. Ohne Konsens im Viertel und Zustimmung des Bezirks werde es keine Umsetzung der Planungen geben, versprach Mirow. Die GAL-Fraktion hat aber bereits angekündigt, der Park-Vision von Koalitionspartnerin SPD am Donnerstag in der Bezirksversammlung nicht zustimmen.
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