■ McCash Flows Orakel: Dummdeutsche Bank
Schon geringe Verkäufe ließen zum Wochenbeginn die deutschen Börsen zurückfallen, gleich drei Faktoren sorgten für Verstimmung: Der unerwartet hohe SPD–Sieg im Norden, die auf Jahreshoch anziehenden Zinsen und die Marktbelastung durch die Privatisierung der VIAG, die schon unter ihren Emmissionskurs gefallen ist. Wenig stimulierend auf das Börsengeschehen dürfte auch die heutige Hauptversammlung des größten deutschen Kreditinstitus wirken - schon nach Veröffentlichung des Geschäftsberichts der Deutschen Bank im April wurde auf dem Parkett die Frage gestellt, ob in den Börsenabteilungen eigentlich nur Amateure sitzen. Anders sind die Crash–Verluste von über 400 Millionen Mark kaum zu erklären. Daß die Deutsche Bank vor dem Börsenkrach im Oktober permanent euphorische Kaufempfehlungen in die Welt setzte, mag entschuldbar sein, daß sie, als die Kurse schon drastisch fielen, ihren Kunden zum Halten und sogar zum Zukaufen riet, zeugte schon von Blindheit, daß sie aber selbst an ihren Optimismus glaubte und während des Crashs kräftig kaufte, kann nur als purer Dilettantismus ausgelegt werden. Dasselbe gilt für den Verkauf des lybischen FIAT–Pakets, wo die Deutsche Bank zuerst alle europäischen Konkurrenten ausbiß und dann nicht in der Lage war, die Aktien marktgerecht zu plazieren - auch bei dieser Aktion wurden zig Millionen Mark in den Sand gesetzt. Der letzte Flop der Banker war der Versuch, zusammen mit Kanzler Kohl, dem Filmhändler Kirch und den Burda–Brüdern die Springer– Erben auszubooten. Dies wurde durch den Rückkauf des Burda–Pakets verhindert, die Tage von DB–Chef Christians im Springer– Aufsichtsrat scheinen gezählt zu sein. Größerer Aktionärs–Unmut bei der Hauptversammlung ist indessen nicht zu erwarten, trotz des um 41 des letztjährigen Flich–Bonus von 5 DM) - wenn die deutschen Spitzenbanker spekulativ allerdings weiter stümpern wie bisher, kann in Zukunft, bei zunehmend wechselhaftem Börsenwetter, mit einer solchen Ausschüttung nicht gerechnet werden.
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