: Dürftiges Angebot
betr.: „Männer legen immer Wert auf Jugend“, Interview mit Oliver Curry, taz vom 7. 12. 01
Männer bevorzugen die ansehnliche junge Frau. Frauen hingegen wählen eher statusorientiert. Überall auf der Welt. Diese Tatsache dient dem Politikwissenschaftler Oliver Curry als Beleg dafür, dass die Partnerwahl in den Genen programmiert ist.
Aber wer zum Beispiel den Grünen seine Wählerstimme gibt, beweist damit doch nicht seine Zufriedenheit mit ihrer Politik. Ebenso entscheiden sich Frauen für den mittelmäßig aussehenden oder unansehnlichen älteren Mann doch nicht deshalb, weil sie keinen Wert auf einen schönen Gleichaltrigen oder Jüngeren legten. Die Ursache ist simpel und hat mit den Genen nichts zu tun: das dürftige Angebot. Frauen, die selbst über Status und Erfolg verfügen, können ein Lied davon singen.
BARBARA AHRENS, Berlin
Curry behauptet, dass in einer Pflegefamilie „ . . . der Vater vielleicht nicht dieselbe Liebe fühlt“. Dazu kann ich aus meiner Erfahrung sagen: Männer entschließen sich seltener als Frauen zum Adoptieren, aber wenn der Entschluss einmal gefasst ist, dann kümmern sie sich mehr um ihre Adoptivkinder als ungezählte andere um ihre leiblichen.
Mein Mann hat jedenfalls zwei Jahre Erziehungsurlaub genommen, um unsere Pflege- und unsere Adoptivtochter aufzuziehen – und das schon vor 20 Jahren. Unsere Pflegetochter übrigens ist kürzlich in der Schule laut eigener Aussage „total ausgerastet“, weil eine Klassenkameradin behauptete, eine Pflege- oder Adoptivfamilie sei halt doch nicht dasselbe wie eine eigene.
Was Curry über die Partnerwahl sagt, trifft meines laienhaften Wissens allenfalls auf patriarchalische Gesellschaften zu, nicht aber auf matriarchalische. Könnte es sein, dass Curry seine patriarchalische Weltsicht verabsolutiert?
CHRISTIANE RATTINGER, Offenburg
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