: Dümpeln, während die Ämter schweigen
■ Die Timedrops spielen zur heutigen Sommerparty im Duncker Klub
Auch wenn der Sommer bisher nur auf dem Papier stattgefunden hat, feiert der Prenzlberger Duncker Klub in der gleichnamigen Straße heute eine Sommerparty mit Konzert, Gartengrillfest, Plattenbörse und Independent-Tanznacht.
Seit der Wende hat sich das in grauer Vorzeit als Pferdestall benutzte Gebäude am S-Bahnhof Prenzlauer Allee vom FDJ-Jugendclub zu einer Veranstaltungs-Kneipe mit ostprovisorischem Charme gemausert, die längst auch beim Publikum besser ankommt als westliche Pendants. Ein lauschiger Biergarten im Hinterhof, ein breit gefächertes Kulturprogramm, vom 16-mm-Kino über tanzbare Disco-Nächte bis hin zu Live- Konzerten. Der Klub bietet seinen Besuchern viele, viele bunte Smarties.
Seit der Einheit nun dümpelt der Duncker, wie so viele andere Ost-Klubs, irgendwo in der juristischen Grauzone zwischen staatsubventionierter Kiezkultur und privater Veranstaltungskneipe. Obwohl die alteingesessenen Klubleiter und Ex-FDJler Sabine und Uwe den Laden de facto längst als Gesellschaft bürgerlichen Rechts betreiben, steht noch immer die ursprünglich vom Bezirksamt angestrebte Privatisierung des Klubs aus. Um den Duncker rechtlich endlich auf gesunde Füße zu stellen, hoffen die beiden auf einen Pachtvertrag der Kommune, in dessen Besitz sich das rote Backsteingebäude befindet. Sei November letzten Jahres führt die Duncker-Crew Verhandlungen mit dem Bezirk, ohne daß sich bisher Konkretes ergeben hätte. Und weil von amtswegen momentan keine offiziellen Informationen über die Klub-Zukunft zu erheischen sind, brodelt natürlich die Gerüchteküche.
Vieles deutet inzwischen daraufhin, daß die Kommune in den Klub-Räumen lieber ein knochiges Jugendzentrum oder ein Heim für die Freizeit installieren möchte, als es endgültig den Dunckeranern zu überlassen. Die jedoch haben inzwischen etliche Arbeitsstunden in »ihren« Klub gesteckt. Erst kürlich wurden die Wände mit sogenannten Sauerkrautplatten schallisoliert, wurde eine Diskothekenanlage angeschafft und schließlich auch die Kneipengesellschaft in spe verstärkt.
Während in realsozialistischer Vergangenheit noch staatliche Fonds den Konzert- und Diskothekenbetrieb finanzierten, trägt sich der Klub seit der Währungsunion durch Barbetrieb und Eintrittsentgelt. Während die donnerstäglichen Konzerten und die eher beschaulichen Caféstunden an den Sonntagen eintrittsfrei sind, kosten Kino (montags), Oldythek (dienstags) und die Independent-Diskothek am Wochenenende zwischen 3 und 4 Mark Einrtritt. Für den Sound aus der Konserve sorgen der Fanzine-Schreiber Björn von Limited Edition und Micha, der in der Stargader Straße den Plattenladen Bad Vibration betreibt.
Auf der heutigen Sommerparty werden nach Mitternacht die griechischen Timedrops auf die schmale Duncker-Bühne klettern, auf der zuvor schon »Größen« wie Die Vision und Dave Kusworth standen. Obwohl die vier Athener bereits vor einem halben Jahr aus der hellenischen in die deutsche Metropole übergesiedelt sind und seither in mehr als zwanzig Konzerten ihren verwaschenen Psychedelic Guitar Pop übers Berliner Publikum stülpten, ist es den Jungs bisher nicht gelungen, sich einen festen Fankreis zu erobern. Mag sein, daß die Songs der Band auf Dauer doch einfach zu monoton ist und ohne echte Höhepunkte von der Bühne plätschert. Wer allerdings immer noch nicht genug hat von den poppigen Gitarren-Combos, irgendwo auf der vielbefahrenen U2 oder REM-Schiene, der gehe hin und urteile selbst. Pennymarkt
heute ab 23 Uhr in der Duncker- Straße64, 1071
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen