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■ Prenzlauer BergrutschDubrau wird geopfert

Gleich zwei Angebote hatte die frühere Baustadträtin von Mitte, Dorothee Dubrau, nach den Wahlen vom vergangenen Oktober bekommen. Sowohl die Bündnisgrünen in Charlottenburg als auch das Bündnis Prenzlauer Berg wollten die fachlich anerkannte Bauexpertin zur Stadträtin küren. Obwohl sie als Ostfrau ihre Erfahrungen gerne auch einmal im Westen eingebracht hätte, hatte sich Dubrau für die Kandidatur in Prenzlauer Berg entschieden. Das war womöglich ein Fehler.

Um bürgernahe Politik geht es dort schon lange nicht mehr – wohl aber um Parteienpoker und Retourkutschen. Zum Beispiel das Bündnis: Weil man (ganz unideologisch natürlich) mit der PDS nicht wollte, ging man zur Wahl des Bürgermeisters (ganz blauäugig) mit der SPD und der CDU und tut nun beleidigt, weil die wiederum im Gegenzug die Bündnis-Kandidatin durchfallen ließen. Oder die PDS: Weil man beleidigt ist, daß das Bündnis nicht wollte, wie es sollte, will man nun den als Bürgermeisterkandidaten gescheiterten Kleinert fürs Bauressort nominieren. Dabei weiß auch die PDS, daß Dubraus Qualifikation unumstritten ist und daß am nächsten Wahltag die Politik der letzten vier Jahre, nicht aber ihr Zustandekommen bewertet wird. Hätte die PDS das Gespür für eine parteipolitisch zwar unbequeme, aber für die Büger zuträgliche Lösung gehabt, sie hätte Dubrau auf PDS-Ticket ins Rennen geschickt. So aber muß Dubrau hoffen, von einer Zählgemeinschaft gewählt zu werden, die nicht einmal geschlossen für den eigenen Bürgermeisterkandidaten gestimmt hat. Fällt die Bauexpertin durch, hätte nicht nur sie selbst eine Lektion in Sachen Politautismus bekommen, sondern auch die Wähler. Uwe Rada

Siehe Bericht Seite 22

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