: Dubioser Überfall auf Kaserne in Argentinien
■ Mindestens 25 Tote und über 40 Verletzte / Regierung vermutet linksradikale Gruppierung hinter dem Anschlag / Flugblätter der Angreifer ließen auch auf rechte Kreise schließen / Nach wie vor bleiben die Motive des Angriffs im dunkeln / War Waffenraub geplant?
Buenos Aires (ap) - Nach erbitterten Kämpfen mit möglicherweise mindestens 25 Toten und mehr als 40 Verwundeten ist am Dienstagmorgen ein Angriff bewaffneter Zivilisten auf eine Militärkaserne bei Buenos Aires zu Ende gegangen. Nach ganztägigen Gefechten am Montag, die bis zum Morgen währten, ergaben sich nach einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur 'Telam‘ 14 Angreifer, darunter eine Frau, den Soldaten. Sie hatten Hunderte von Soldaten und Polizisten noch die ganze Nacht über in Schach gehalten.
Die verhafteten Angreifer, bei denen es sich, wie die Regierung angibt, um linksextremistische Guerilleros handeln soll, hatten sich zuletzt in einer Offiziersmesse verschanzt, die ihnen zuvor als Gefechtsstand gedient hatte und von den Soldaten am Montag mit Panzerkanonen beschossen worden und dann ausgebrannt war.
An dem Sturm auf die Kaserne sollen bis zu 50 Personen beteiligt gewesen sein. Einige davon sind während der Gefechte anscheinend vom Kasernengelände geflohen. Bei den Kämpfen sollen vier Soldaten und ein Polizist sowie nach Angaben aus dem Präsidentenamt mindestens 20 der Angreifer umgekommen sein. Die Zahl der Verletzten wurde mit 43 Soldaten und Polizisten sowie vier der Angreifer angegeben.
Vor der Kapitulation der 14 Angreifer waren am frühen Dienstag morgen noch mehrere Schüsse abgegeben worden, die letzten davon eine halbe Stunde, bevor die 13 Männer und die Frau aus ihrer Deckung kamen.
Die Angreifer hatten am Montag morgen zugeschlagen: mit einem gestohlenen Lieferwagen durchbrachen sie das Haupttor der Kaserne des 3. Infanterieregiments in La Tablada, wo sie anscheinend wegen der Wochenendurlaube nur wenige Offiziere und Mannschaften vermutete. Ein Soldat, der am Tor von dem Lieferwagen erdrückt wurde, war das erste Opfer.
Sie hatten nach Meinung eines hohen Offiziers wahrscheinlich vor, Waffen aus dem Depot der Kaserne zu rauben und zu verschwinden. Die zu diesem Zeitpunkt etwa 100 in der Kaserne anwesenden Soldaten gingen aber sofort zum Gegenangriff über, und starke Polizeikräfte umstellten die Kaserne. Die Motive des Überfalls blieben im dunkeln, doch erweckten die Angreifer zeitweise mit der Verteilung von Flugblättern den Eindruck, daß sie rechtsgerichteten Militärkreisen und den Anführern vorangegangener Militärrevolten nahestünden.
Bei der Nachrichtenagentur 'Diarios y Noticias‘ meldete sich telefonisch eine Frau, die sich als Mitglied der Angreifergruppe ausgab und sagte, man habe einem Militärputsch zuvorkommen wollen. „Die Demokratie sollte verteidigt werden, und jetzt schlachtet man uns ab. Bitte, tut etwas“, sagte die Frau.
Offiziere und Regierungsvertreter erklärten, bei den Angreifern handele es sich um linksgerichtete Guerilleros. Der Fraktionsvorsitzende der regierenden Radikalen Bürgerunion im Abgeordnetenhaus, Cesar Jaroslavsky, berichtete, mindestens ein Teil der Angreifer gehöre zur trotzkistischen „Revolutionären Volksarmee“ (ERP). Diese Guerillagruppe hatte den Streitkräften in den 70er Jahren einen Kleinkrieg geliefert.
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