: Drohgebärde
■ Hartes Urteil gegen Berliner Mauermaler
Das harte Urteil gegen den 23jährigen Wolfram Hasch ist zumm einen bemerkenswert, wenn man bedenkt, daß die Westseite der Mauer sich seit Jahren wie eine Leinwand voller Graffitis durch die Stadt schlängelt und die DDR–Vopos bestenfalls dafür gesorgt haben, daß alle paar Monate wieder Platz für neue Bilder geschaffen, sprich ein Stück Mauer weiß übermalt wurde. Bemerkenswert ist zudem, daß Wolfram Hasch noch vor wenigen Jahren zur Weimarer unabhängigen Friedensbewegung der DDR gehörte und dort wegen Aufrufs zum Wahlboykott bereits einmal Gefängnis saß. Seine neuerliche Verhaftung zeigt, daß die DDR–Führung damals zu Unrecht glaubte, sich dieser aufmüpfigen Jugendszene ganz einfach dadurch entledigen zu können, indem sie sie in den Westen entließ. Richtig los wurde sie sie nie: Viele von ihnen blieben in West–Berlin, leben nun keinen Steinwurf von der Mauer entfernt. Sie sind von Kreuzberg aus innenpolitischer Faktor für die DDR. Sie weckten in der „Neuen Heimat“ erst richtig die Aufmerksamkeit und das Interesse für die DDR. Die Szene– Kontakte blühen. Seit Oktober nun, gibt es darüber hinaus auch noch einen Piratensender von der Kreuzberger West– für die Prenzlauer Ost–Szene. Insofern kann das Urteil auch als herbe Drohung an diese Ost–West–Szene verstanden werden. Max Thomas Mehr
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