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Dreiklang mit Zeigefinger

■ Live: Die Moralisten des neuen Deutschrock, „...But Alive“

Wenn zornige junge Musiker dieses Landes sich über das Schweinesysten äußern, bedienen sie sich zumeist des Punk oder Hardcore, und wenn sie noch nicht volljährig sind, des HipHop. Nicht so „...But Alive“ aus Hamburg, die heute zur Feier ihres neuen Albuns im Jugendfreizeitbeim in der Friesenstraße spielen. Obwohl sie durchaus hin und wieder rappen und auch mal einen härteren Ackord anschlagen, ist es das gefürchtete Etikett „Rock“, mit dem man die Mehrzahl ihrer Songs am besten bekleben kann. Angst muß man trotzdem nicht haben, denn Klaus Lage und Konsorten sind denkbar weit weg, wenn „...But Alive“ die Dinge beim Namen nennen.

Sie tun dies deutlich, emotional, argumentativ, mitreissend, mit deutschen Texten und glücklicherweise auch mit stets erhobenem Zeigefinger. Selbstverständlich sehen sie sich nicht als Moralisten, sind es aber trotzdem. Das ist gut so, denn im Gegensatz zur allgemeinen Auf- fassung braucht diese Gesellschaft mehr Moralisten und nicht Desinformierte, die Moral für etwas Spießbürgerliches halten. Wer Mißstände aufzeigen will, benötigt dafür schon den Zeigefinger. Umso schöner, wenn die Message mit so packender Musik verbunden ist wie hier.

Mit „politischer Korrektheit“ haben sie bei allem Sendungsbewußtsein aber nichts am Hut. „All die hohen Ideale retten dich nicht davor, ein Arsch zu sein“ halten sie in ihrem Lied „Korrekt“ all denen vor, die ihre Moral zum gemeingültigen Dogma und dies zum Maß aller Dinge erheben. Solche Weitsicht, gepaart mit vernünftigen Ansichten z.B. über Kapitalismus und etablierte Politik machte ihre exzellente Debüt-LP „Für uns nicht“ 1993 zum Renner. Daß sie ihr Pulver nicht verschossen haben, wollen sie heute abend beim Konzert in der Friesenstraße zeigen.

Andreas Neuenkirchen

21 Uhr, Freizeitheim Friesenstr.

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