■ MediaBazaar: Dreijährige sind künftig quotenmündig
Das hochtrabend angekündigte Projekt, endlich bei der Ermittlung der TV-Zuschauerquoten auch die in Deutschland lebenden Ausländer einzubeziehen, ist stillschweigend in der Versenkung verschwunden. Dem stünden „erhebliche finanzielle Kosten entgegen“, sagte jetzt Michael Darkow, Chef der GfK-Fernsehforschung, der Funkkorrespondenz. Für eine „Ausländerstichprobe“ bedürfe es nämlich einer neuen methodischen Grundlage.
Dafür hat man sich einen anderen Bonbon für die Werbewirtschaft ausgedacht: Wurden die Zuschauer bisher ab sechs Jahren erfaßt, so soll künftig schon das Fernsehverhalten der Dreijährigen empirisch überprüft werden. Daß die Werbewirtschaft, für die die ganze Quotenzählerei ja nur betrieben wird, eigentlich nur an jugendlichen Zuschauern interessiert ist, wußten wir ja schon. Doch daß die Firmen jetzt offenbar meinen, daß Werbespots schon Windelträger animieren sollen, im Supermarkt vor den richtigen Regalen an der Mama zu zerren, vermehrt die Zahl der quotenmündigen Konsumenten unseres Landes um bislang ungeahnte Millionen.
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