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Drama mit verschiedenen Typen

betr.: „Die geteilte Hoffnung“, taz vom 9. 4. 02

Der Artikel bestätigt meine eigenen Beobachtungen im Umfeld von Kita und Grundschule in einem Weddinger Kiez. In diesem Drama spielen verschiedene Typen mit, denen man unbedingt Aufmerksamkeit schenken muss. Von ihnen wird man in Zukunft noch öfter hören. Eine Auswahl:

Ausgebrannte Pädagogen, die nicht einsehen, warum sie die Integrationsleistung ganz allein erbringen sollen – eine Aufgabe, für die sie nicht ausgebildet sind und die kaum gesellschaftliche Anerkennung genießt. Türkische Familien, die in ihrem hilflosen Wunsch nach Bildungschancen die Kinder ihrer Muttersprache entfremden. Deutsche Familien, die in ihrem hilflosen Wunsch, ihre Kinder mögen es einmal besser haben, zu Rassisten werden.

Die ganze Werbung um deutsche Eltern an Schulen wie dieser ist eine Sackgasse, und zwar gesamtgesellschaftlich. Die Einsicht, dass Einwanderer da sind – wer wollte das noch länger leugnen –, war schwierig genug. Viel schwieriger wird die Einsicht, dass die Kinder, die nun mal da sind, die einzigen Kinder sind, die wir haben. So ist die Demografie. Ob eine Schule „Ausländerschule“ wird oder eine „gute Mischung“ hinbekommt, darf sich im Grunde genommen nicht auf die pädagogische Qualität auswirken.

DAGMAR PATTLOCH

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