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Drama an der Grenze

■ Polizei rettet Flüchtlinge aus Lebensgefahr und schiebt sie gleich nach Tschechien ab

Waldsassen (dpa) – Die bayerische Polizei hat am Wochenende aus einem fast luftdicht verschlossenen Kleinlastwagen 75 Kosovo- Flüchtlinge aus akuter Lebensgefahr befreit. Sie wurden wieder nach Tschechien abgeschoben.

Die illegal eingeschleuste Gruppe war auf der acht Quadratmeter großen Ladefläche eingepfercht. Der Fall in der Oberpfalz markiere „einen Höhepunkt in der menschenverachtenden Vorgehensweise der Schleuser“, stellten Staatsanwaltschaft, Polizei und Bundesgrenzschutz fest. 19 Menschen mußten im Krankenhaus behandelt werden, darunter fünf schwangere Frauen. Insgesamt handelte es sich bei der Gruppe um 61 Männer und neun Frauen im Alter von 25 bis 35 Jahren sowie fünf Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren. Drei Schleuser wurden gefaßt: ein Jugoslawe, ein Staatenloser und ein Deutscher im Alter von 30 bis 35 Jahre. Gegen die Männer wurde Haftbefehl erlassen. Möglicherweise wird ihnen neben bandenmäßiger Schleusung auch Körperverletzung zur Last gelegt werden. Die Flüchtlinge aus dem Kosovo hatten schätzungsweise insgesamt rund 200.000 Mark für ihre Einschleusung nach Deutschland bezahlt.

„Wir trauten unseren Augen nicht“, sagte ein Polizeisprecher. „Es hätte jederzeit zum Tod der Geschleusten kommen können.“ Bei ihnen herrschten Schwächezustände, Panikgefühle und Atemprobleme. Die Flüchtlinge wurden verpflegt und zeitweise in einer Turnhalle in Waldsassen untergebracht, wo sie erkennungsdienstlich erfaßt wurden. Der Lastwagen war nahe der tschechischen Grenze bei einer Routinekontrolle entdeckt worden.

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